Trumps Team: Fast nur weiße reiche Männer

US-Präsident Donald Trump
US-Präsident Donald Trump spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Evan Vucci/Archiv

Donald Trump umgibt sich mit seinesgleichen. Seine Regierung besetzt er so gut wie ausschließlich mit reichen weißen Männern. Für die 21 Kabinettspositionen hat der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika genau vier Frauen und einen Afro-Amerikaner nominiert – allerdings niemanden davon für eine Schlüsselposition.

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Betsy DeVos soll das Erziehungsgeldministerium führen, Elaine Chao das Verkehrsministerium, Linda McMahon übernimmt die Mittelstandsbehörde und Nikki Haley wird Botschafterin bei den Vereinten Nationen. Der Neurochirurg Ben Carson ist der einzige Nicht-Weiße und übernimmt unter Trump den Wohnungsbau.

Das „Kern-Kabinett“, dem der Außen-, Verteidigungs-, Finanz-, Justiz-, und Heimatschutzminister angehören, ist ein reiner Herrenclub – ebenso sein engstes Berater-Team im Weißen Haus. Die Regierungsmannschaft spiegelt nicht die soziale-ökonomische Realität der Wählerschaft Trumps wieder.

Das Kabinett hat einen Netto-Wert von zusammen mindestens 13,5 Milliarden US-Dollar. Damit besitzen die Mitglieder der künftigen US-Regierung mehr als das gesamte untere Drittel der Einkommensbezieher in den USA.

Andrew Puzder

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Sean Spicer

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John Kelly

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Stephen Bannon

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David Shulkin

James Mattis

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Linda McMahon

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Reince Priebus

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Robert Lighthizer

Scott Pruitt

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Rex Tillerson

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Ben Carson

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Rick Perry

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Nikki Haley

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Jared Kushner

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Ryan Zinke

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Jeff Sessions

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Elaine Chao

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Das Kern-Kabinett

Rex Tillerson (64) Außenminister

Der langjährige Exxon-Mobil-Chef tritt als der politisch am wenigsten erfahrene Bewerber für das Amt des US-Außenministers an. Der Texaner arbeitete nach Abschluss des Colleges sein ganzes Berufsleben für den Ölkonzern. Ehrenamtlich diente er als Chef der „Boy Scouts of America“.

Regierungserfahrung

Keine.

Warum Trump ihn schätzt

Tillerson hat Milliardengeschäfte für ein globales Unternehmen weltweit ausgehandelt. „Er hat enorme Erfahrung, mit allen möglichen ausländischen Regierungen gesammelt“, lobt Trump seine Wahl für das State Department.

Was andere kritisieren

Seine engen Beziehungen zu Russland. 2012 hat ihm Waldimir Putin persönlich den „Freundschaft-Orden“ Russlands verliehen. Eine hohe Auszeichnung, die bei einigen Russland-Kritikern im Kongress keine Ehrenauszeichnung ist. Interessenkonflikte durch persönliche Inventionen.

Aussichten im Senat

Bestätigung steht auf der Kippe. Marco Rubio, Lindsay Graham und John McCain haben Probleme mit seiner Russland-Nähe. Keine Unterstützung bei den Demokraten.

Geschätzter Netto-Wert

385 Millionen US-Dollar

James Mattis (66)

Der Viersterne-General machte sich einen Namen als Befehlshaber des für den Mittleren Osten zuständigen Zentralkommandos (2010-13). Der „Krieger-Mönch“ hat zusammen mit General David Petraeus das Handbuch für den Kampf gegen den Widerstand in Irak geschrieben. Er hat enge Beziehungen und gute Kontakte zu anderen NATO-Militärs.

Regierungserfahrung

44 Jahre im Militärdienst. Hatte bisher noch keinen Regierungsjob.

Warum Trump ihn schätzt

Seine Erfahrung im Umgang mit islamischen Extremisten. „Niemand versteht mehr von Kampf gegen den IS als der General“, lobt Trump. Mattis benutzt gerne eine derbe Sprache und nimmt kein Blatt vor den Mund. Er gilt als Befürworter eines starken Militärs.

Was andere kritisieren

Trägt wegen seiner oft unkonventionellen Methoden den Spitznamen „Mad Dog“ (Tollwütiger Hund). Ihm hängt mit Blick auf den Kampf gegen die Taliban in Afghanistan der Satz an: „Es macht höllischen Spaß diese Leute umzulegen.“ Gehörte zu den Befürwortern einer härteren Linie gegen Iran.

Geschätzter Netto-Wert

7,2 Millionen US-Dollar

Jeff Sessions (70)

Der Jurist aus Alabama machte sich einen Namen mit seiner harten Haltung in der Einwanderungsfrage. Er diente in dem Südstaaten als Bundesanwalt und später als Chefankläger. Vertritt Alabama seit zwanzig Jahren im Senat. Gehört zu den Republikanern mit dem konservativsten Abstimmungsverhalten.

Regierungserfahrung

Bekleidet seit 1987 öffentliche Ämter. Seit 1997 im US-Senat

Warum Trump ihn schätzt

Wegen seiner Loyalität. Verteidigte Trump bei Kritik am Muslim-Bann und in der Grabsch-Affäre. Sessions war der erste Senator, der Trump unterstützte. Teilt die harte Linie gegen umdokumentierte Einwanderer und Muslime.

Was andere kritisieren

Viele sehen in dem Südstaatler einen unbekehrbaren Rassisten. 1986 fiel er bei der Nominierung für den Job eines Bundesrichters durch, weil er unter anderen die Bürgerrechtsbewegungen NAACP und ACLU als „unamerikanisch“ bezeichnet hatte. Er bestreitet vehement, Sympathien für den Ku Klux Klan zu haben.

Aussichten im Senat

Trotz der geschlossenen Opposition der Demokraten, dürften die Partei-Kollegen im Senat geschlossen hinter ihm stehen. Gilt persönlich als umgänglich.

Geschätztes Netto-Vermögen

7,4 Millionen US-Dollar

Steven Mnuchin (54)

Verdiente sein Geld als Banker an der Wall-Street und Filmproduzent in Hollywood. War erst für Goldman-Sachs tätig und managte dann einen Hedgefonds, der mit dem Aufkauf der Bankrotten-Hypothekenbank IndyMac Kasse machte.

Regierungserfahrung

Keine.

Was Trump an ihm schätzt

Dass er ein erfolgreicher Geschäftsmann ist. Gehörte zu den frühen Trump-Unterstützer. Managte dessen Wahlkampffinanzen und mobilisierte Spenden für den Milliardär. Teilt die Kritik an Chinas Währungsmanipulation und macht sich für eine Steuerreform stark.

Was andere kritisieren

Munchin gilt als der ultimative Wall-Street-Insider. Seine Berufung steht im Kontrast zu dem Populismus Trumps während des Wahlkampfs. Betroffene erinnern an sein unnachgiebiges Vorgehen bei der Kündigung von Hypotheken-Darlehen nach dem Platzen der Immobilien-Blase. Keine Erfahrung mit öffentlichen Ämtern.

Aussichten im Senat

Die Demokraten lehnen ihn ab, aber die Unterstützung bei den Republikanern ist solide.

Geschätzter Netto-Wert

621 Millionen Dollar

John Kelly (66)

Der andere Vier-Sterne-General im Kern-Kabinett machte sich einen Namen als Kommandeur des Southern Command. Dort war er unter anderen für das Gefangenenlager Guantanamo zuständig, das Donald Trump offenhalten möchte. Er verlor seinen Sohn Robert 2010 in Afghanistan. Wäre als Heimatschutz-Minister für die größte Bürokratie neben dem Pentagon zuständig.

Regierungserfahrung

Keine in zivilen Ämtern, blickt aber auf vier Jahrzehnte Dienst im Militär zurück.

Was Trump an ihm schätzt

General Kelly kennt die Grenze zu Mexiko besser als kaum ein anderer. Er bringt damit die Expertise mit, die Trump für den Mauerbau, aber auch die geplanten Zwangsdeportationen braucht. Der General warnt seit langem vor Terroristen, die Schmugglerrouten für die illegale Einreise nutzen könnten.

Was andere kritisieren

Dass er seine Reputation mit dem Dienst für Donald Trump aufs Spiel setzt. Erwies sich als schwierig bei der von Präsident Obama angestrebten Schließung von Guantanamo.

Netto-Wert

Nicht bekannt

Das Landwirtschaftsministerium und der Job des Wirtschaftsberater sind noch nicht besetzt.

Auf den übrigen Posten finden sich Personen aus ganz unterschiedlichen Spähren. Da sind zum einen enge Trump-Vertraute, wie der 79-jährige Großinvestor Wilbur Ross als Handelsminister, der designierte Handelsbeauftragte Robert Lighthizer (69) und Erziehungsministerin Betsy DeVos (59).

Zur zweiten Gruppe gehören die ideologischen Hardliner. Trump sieht Gesundheitsminister Tom Price (62) wegen dessen radikaler „Obamacare“-Opposition ebenso wie den designierten Chef der Umweltbehörde EPA Scott Pruitt (48). Letzter verspricht, die Behörde an die Kette zu legen. Dann wäre da noch der Hamburger-Großbrater Andrew Puzder (66), der entschieden gegen den Mindestlohn eintritt und das Arbeits-Ministerium übernehmen soll. Schließlich wäre da noch Trumps künftiger Innenminister Ryan Zinke (55), der die Ländereien des Bundes für Ausbeutung von Rohstoffen öffnen soll.

Auf nachgeordneten Posten bindet Trump auch ehemalige Rivalen ein. Dazu gehören die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, (45) als UN-Botschafterin, der frühere texanische Gouverneur Rick Perry (66), der selber Präsident werden wollte, als Energieminister. Ebenso wie Ben Carson (65), den Trump im Wahlkampf noch mit einem Kinderschänder verglichen hatte. Der soll künftig das Wohnungsbau- und Stadtentwocklungs-Miniszerium führen.

Einziger Demokrat im Kabinett ist David Shulkin (57), der sich um die Reform des Gesundheitssystems für die Veteranen kümmern soll.

Das Trump-Team im Weißen Haus

Neben dem Kabinett gibt es die berufenen Einflüsterer und Strippen-Zieher im Weißen Haus, die oft mehr Einfluss haben als die Kabinettsmitglieder.

Stabschef wird der bisherige Generalsekretär der Republikaner Reince Priebus (44). Traditionell macht der „Chief of Staff“ die Lichter morgens als erster an und abends als letzter wieder aus. Dient Trump als Brücke zum Parteiestablishment und hilft ihm mit seinem Netzwerk die 4.000 Führungspositionen in der Regierung zu füllen.

Der orthodoxe Christ muss sich den Einfluss mit einem orthodoxen Juden und einem weißen Nationalisten teilen.

Trumps Schwiegersohn Jared Kushner (35) erhält den Titel des „Chefberater“. Dem Ehemann von Lieblingstochter Ivanka traut Trump am meisten. Er sieht in ihm sein jüngeres „alter ego“ und schätzt seinen Rat. An ihm wird kein Weg vorbei führen.

Der dritte im Bunde ist „Chef-Stratege“ Stephen Bannon, den Trump bei der Ernennung auf eine Stufe mit Priebus stellte. Ein höchst ungewöhnlicher Vorgang, der den ideologischen Einfluss des Vordenkers der alternativen Rechten unterstreicht. Bannon hat mit Breitbart ein mächtiges Medien-Imperium aufgebaut, das wie so etwas wie Trumps private Propaganda-Abteilung ist.

Der Sprecher des Präsidenten

Sean Spicer (45) kommunizierte jahrelang für die Republikanische Partei. Für Bush verkaufte er dessen Freihandels-Politik. Dass er nun das Sprachrohr eines Präsidenten mit protektionistischen Instinkten wird, gehört zu den Kuriositäten des Kabinetts. Von Hause aus versteht sich Spicer auf die Sicherheitspolitik. Im Unterschied zu anderen Sprechern des Weißen Hauses hat in der Vergangenheit nicht an herausgehobener Stelle für ein US-Medium gearbeitet.

Sein Verhältnis zu den Journalisten ist gespannt. Das hat er gerade eindrucksvoll bewiesen, als er die Medien für angeblich zu niedrige Besucherzahlen bei Trumps Vereidigung kritisierte und ihnen unverhohlen drohte.

Thomas Spang