Titelseiten nach dem Anschlag in Berlin – Kommentare und Leitartikel von Chefredakteuren

Nach dem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin ist die Bestürzung auch in den Redaktionen groß. Kurz vor Weihnachten werden an den Konferenztischen Sonderlagen ausgerufen, viele Zeitungen füllen mehrere Seiten mit dem Thema. Wir haben Titelseiten vom „Tag danach“ und Leitartikel sowie Kommentare von Chefredakteuren gesammelt.

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Thomas Fricker ist Chefredakteur der Badischen Zeitung. Er schreibt unter der Überschrift „Zeit der Scharfmacher“ seinen Leitartikel. Fricker fordert darin: „Nach dem Terrorakt von Berlin sind Abscheu und Entsetzen am Platz, nicht bemühtes Verständnis. Geboten ist aber auch die Vorsicht vor jenen Rechtspopulisten, die nun mehr Härte fordern.“

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Rheinische Post

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Die Welt Kompakt

Die Welt

Westfälische Rundschau

Westfalenpost

Merkur-Chefredakteur, Georg Anastasiadis, kommentiert: „Der Staat muss jetzt handeln“. Seine Zeilen fasst er so zusammen: „Der Anschlag von Berlin wirft viele Fragen auf. Noch ist nicht bekannt, ob der Attentäter ein Migrant oder gar ein Flüchtling ist. Klar aber ist: Viele Bürger haben ihr Urvertrauen in den Staat verloren. Die Politik muss handeln.“

„Ein großer Anschlag in Deutschland war seit langem befürchtet worden. Nun ist er geschehen, doch es wird nicht allein bei den Toten von Berlin bleiben. Der Terror wird das Land verändern“, meint Alexander Kudascheff, Chefredakteur der Deutschen Welle. Seinen Kommentar überschreibt er mit: „Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt – Ein Tag, der Deutschland verändern wird“.

Ruhe bewahren und wachsam sein“, fordert Helge Matthiesen, Chefredakteur des Bonner General-Anzeigers. Ein Auszug aus seinem Kommentar: „Wenn wir nicht wollen, dass sich unser Zusammenleben verändert, wenn wir Freiheiten genießen wollen, dann müssen wir lernen mit dem Risiko zu leben.“

Anna Engelke ist Leiterin des NDR-Hauptstadtstudios in Berlin. Ihre Bitte: „Berlin-Anschlag nicht instrumentalisieren“. Sie stellt in ihrem Kommentar ein Zitat von Michelle Obama in den Fokus: „Wenn die anderen ihre schlechteste Seite zeigen, zeigen wir unsere beste“, hatte die First Lady der USA einmal gesagt.

„Wächst, wie Bundespräsident Gauck meint, unser Zusammenhalt, wenn wir angegriffen werden? Das wäre sehr zu wünschen. Am Ende des Jahres 2016 könnte man freilich auch zu einem anderen Schluss kommen: dass der freie Westen zerfällt.“ Diese Zeilen schreibt Berthold Kohler, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in seinem Kommentar mit der Überschrift: „Die Saat des Terrors“.

Aus der Schweiz meldet sich Eric Gujer, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung. Die harten Worte „Terror und Kontrollverlust“ hat er für seinen Titel gewählt. Er blickt voraus: „Nach dem Anschlag von Berlin beginnt die Debatte über die Unterlassungssünden der deutschen Terrorbekämpfung und die Risiken der Flüchtlingspolitik. Auf die Regierung kommen unangenehme Fragen zu.“

Moritz Döbler, Chefredakteur des Weser Kurier ist der Ansicht: „Die Angst darf nicht regieren“. „Nach dem Anschlag steht Deutschland vor neuen Herausforderungen, denn die Bedrohung war da und ist da“, leitet er seinen Kommentar ein.

Auch unser Chefredakteur, Christian Lindner, hat seine Gedanken zum Anschlag in Berlin aufgeschrieben: „Wir dürfen Ohnmacht spüren, der Staat darf nicht ohnmächtig sein“. Er schreibt: „Jeder Einzelne von uns ist ohnmächtig und darf es auch sein – weil wir wissen, dass es keine völlige Sicherheit vor mörderischen Attacken skrupelloser Fanatiker geben kann. Damit werden wir, jeder auf seine Art, umzugehen lernen. Womit wir auf Dauer aber nicht leben können, ist das begründete Gefühl, dass auch unser Staat in Teilen ohnmächtig geworden ist. Unser Staat hat es hingenommen, dass Hunderttausende Menschen mit unklaren Identitäten und ohne Pässe von Schleppern in unser Land geschleust werden. Unser Staat hat es faktisch akzeptiert, dass abgelehnte Asylanträge viel zu selten auch zu Abschiebungen führen. Unser Staat wirkt zu oft gehemmt und wehrlos.“

Von Jennifer de Luca