Straßen-Umfrage: Angebliche Hilferufe in Primark-Kleidern wecken Zweifel

Bei der Modekette Primark sind angebliche Hilferufe in Kleidungsstücken aufgetaucht, die von Arbeitern in Fabriken des irischen Textilunternehmens stammen sollen. Primark vermutet dahinter Fälschungen. Wie kommen die angeblichen Fundstücke und die Reaktion von Primark bei Leuten auf der Straße an? Eine Umfrage.

Lesezeit: 3 Minuten
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Von Sarah Kern

Eine harte Woche liegt hinter der irischen Billigmode-Kette, die Billigkleidung auf den Markt bringt und neben H&M in vielen Ländern längst zum textilen Marktführer avanciert ist. Zu Beginn der Woche hat eine Primark-Kundin aus Irland einen eingenähten Zettel in einer Hose gefunden, der dem ersten Anschein nach ein Hilferuf eines Arbeiters aus China sein sollte. Auch in zwei weiteren Filialen im walisischen Swansea wollen zwei Kundinnen eingenähte Hilferufe gefunden haben, die auf menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, teilweise in Arbeitslagern und Gefängnissen, aufmerksam machen. Während Primark am Freitagnachmittag die beiden walisischen Zettel als Fälschungen identifiziert haben will, soll der Zettel, der in Irland aufgetaucht ist, noch nicht klar zuzuordnen sein.

Wir haben in Mainz junge Leute, überwiegend junge Frauen – das klassische Zielpublikum von Primark –, gefragt, wen sie hinter den Botschaften vermuten. Und ob sie glauben, dass sich Produktionsbedingungen ändern werden.

Ronja (25), Medizinstudentin aus Mainz:

Foto: Sarah Kern

„Ich kann mir zu 100 Prozent vorstellen, dass die Arbeitsbedingungen, egal ob in Bangladesch, oder in China, in den Textilfabriken miserabel sind. Man erinnere sich nur an den Brand in einem der Textilfabriken. Aber ich kann mir nicht zu 100 Prozent vorstellen, dass die Botschaften tatsächlich von Arbeitern eingenäht sein sollen. Ich kaufe nicht bei Primark ein. Aber dennoch ändert sich mein Kaufverhalten, egal, ob die Botschaften echt sind, oder nicht. Ich denke die Botschafen stehen für die gesamte Branche. H&M und Co. produzieren doch auch nicht anders. Aber ob sich im Großen was ändert bleibt fraglich. Ich bin mir nicht sicher, ob sich alle darüber Gedanken machen.”

Lara (23), Studentin aus Mainz:

Foto: Sarah Kern

„Das waren ganz klar die Näherinnen! Es ist doch logisch, dass Primark das nun abstreitet und versucht, das auf Aktivisten abzuschieben. Primark ist ein Gobal Player mit viel Marktmacht, aber ich bin mir sicher, dass das die Näherinnen und Arbeiter in den Fabriken waren. Und endlich erleidet das Unternehmen einen massiven Imageschaden. Die vielen Berichte, die jetzt in den Medien laufen, sind sicherlich für viele ein Ansporn, weniger bei Primark zu kaufen und sich mit den Produktionsbedingungen auseinanderzusetzen. Ich selbst kaufe nicht bei Primark ein. Ich finde, da riecht es immer sehr nach Chemie. Ich kaufe viel bei H&M, die ja auch nicht besser sind. Das Problem ist die gesamte Branche.”

Janet (23), Studentin aus Mainz:

Foto: Sarah Kern

„Ich habe das Thema in den vergangenen Tagen verfolgt und bin mir noch nicht abschließend sicher, ob es Arbeiter selbst waren, oder ob es eine von Primark gesteuerte PR-Aktion ist. Ich denke, jede Form von PR ist letztlich für eine Unternehmen Werbung, egal ob positv oder negativ. Primark schaltet ja keine Werbung, und so haben sie mal eine besondere PR-Aktion. Zusätzlich denke ich, dass sich Näherinnen und Arbeiter gar nicht in diesem Maße artikulieren können und sicherlich auch gar kein Englisch können. Ich habe bisher bloß Socken und Schmuck bei Primark gekauft, und ich finde die Qualität miserabel. Aber die Leute fragen sich: ,Warum soll ich bei Esprit mehr Geld ausgeben, wenn ich den ganzen modischen Kram billiger haben kann.?´ Deshalb denke ich, auch wenn die Aktion wahr sein sollte, wird sich nichts ändern. Wir wollen alles nur billig haben.”

Basti (24) und Lexi (24), Studenten aus Mainz:

Foto: Sarah Kern

Lexi: „Woher sollen die denn Englisch können? Ich zweifel an der Echtheit der Botschaften. Ich glaube, das sind Aktivisten. Es gibt ja auch so viele Unstimmigkeiten. Ich kaufe generell bei kleineren Labels und eher seltener Klamotten. Ok, meine Hose ist von H&M. Aber ich gehe lieber zu H&M, als zu Primark, da stinkt es nicht so nach Chemie.”

Basti: „Ich glaube auch, dass es Aktivisten waren. Näherinnen haben doch gar keine Zeit, um sich so eine Aktion auszudenken. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob sie wirklich Englisch können. Ich kaufe bei Zalando und ja, meine Einstellung zu den Billigketten hat sich geändert. Ich versuche kleine Labels zu unterstützen, aber im Moment bin ich noch Student, da muss ich aufs Geld achten.”

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