RZ-KOMMENTAR: Milliarden an Betreuungsgeld fehlen für den Kita-Ausbau

Kein Platz, kein Geld: Der Ausbau der Kinderbetreuung geht viel langsamer voran, als die Bundesregierung lange behauptet hat. Im März dieses Jahres fehlten in Deutschland noch 220 000 Kita-Plätze, hat das Statistische Bundesamt errechnet. Das sind 60 000 mehr, als Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) bisher dachte.

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In Westdeutschland werden nur wenige Länder – darunter Rheinland-Pfalz – die zwischen Bund und Ländern vereinbarte Versorgungsquote von 35 Prozent zum 1. August 2013 erreichen. Und selbst die dürften Probleme bekommen. Denn der Bedarf liegt deutlich höher: Dem Deutschen Städtetag zufolge geben 60 Prozent der Eltern in Großstädten in Umfragen an, dass sie einen Platz für ihr ein- oder zweijähriges Kind brauchen, weil sie arbeiten müssen. Dass es Eltern auf dem Land sehr viel anders gehen soll, ist schwer vorstellbar.

Schröder nennt die Zahlen „ernüchternd“. Ernüchternd ist aber vor allem eins: Dass es zu wenige Plätze gibt, weiß man seit langer Zeit. Schon 2005 – damals war Gerhard Schröder noch Kanzler – wurde ein Gesetz zum Ausbau von Kita-Plätzen verabschiedet. Die Kommunen wurden damals gesetzlich verpflichtet, bis zum Jahr 2010 genügend Betreuungsplätze für Kleinkinder anzubieten. Bund und Länder haben den Gemeinden aber viel zu wenig geholfen, das auch umzusetzen. Stattdessen wurden Milliarden in das Elterngeld gesteckt – die dann beim Kita-Ausbau fehlten.

Und in den vergangenen Monaten? Da hat sich die Bundesregierung lang und breit über das Betreuungsgeld gestritten, um es schließlich doch einzuführen. Wieder werden Milliarden verpulvert, die besser in die Kitas fließen würden. Es geht schließlich nicht nur um den Ausbau der Betreuungsplätze: Eine Kita, die gebaut wird, braucht auch eine Ausstattung. Und sie braucht qualifiziertes Personal. Das fehlt schon jetzt in vielen Regionen. Der Erziehermangel wird sich in den kommenden Jahren verschärfen, denn um den Rechtsanspruch zu erfüllen, werden weitere Zehntausende Fachkräfte gebraucht. Noch so ein Problem, das eigentlich schon vor Jahren hätte angepackt werden müssen. Denn die Ausbildung von Erziehern dauert mindestens drei Jahre. In nicht einmal einem Jahr lässt sich auch diese Lücke kaum schließen. Das ist wirklich ernüchternd.

E-Mail: angela.kauer@rhein-zeitung.net