Rettet Nemo! Einzigartiges Great Barrier Reef wird vom größten Kohlehafen der Welt bedroht

Mit dem wunderbaren Disneyfilm "Findet Nemo" erlangte der Clownfisch eine weltweite Popularität. Das beeindruckende Foto zeigt ein Exemplar inmitten von Korallen des Great Barrier Reef. Foto: Andrey Nosik
Mit dem wunderbaren Disneyfilm "Findet Nemo" erlangte der Clownfisch eine weltweite Popularität. Das beeindruckende Foto zeigt ein Exemplar inmitten von Korallen des Great Barrier Reef. Foto: Andrey Nosik

Der größte lebende Organismus unseres Planeten stirbt. Die Rede ist vom Great Barrier Reef, einem Korallenriff, bestehend aus mehr als 2900 Einzelriffen und mehr als 900 Inseln. Es erstreckt sich auf 348.000 Quadratkilometern entlang der Nordostküste Australiens.

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Es ist so gigantisch, dass es sogar vom Weltall aus sichtbar ist. Doch innerhalb von nur 27 Jahren hat das Riff fast die Hälfte seiner Korallen verloren – obwohl es als Unesco-Weltnaturerbe höchsten Schutzstatus genießt.

„Korallenriffe sind extrem sensible Ökosysteme“, sagt Tim Packeiser, Meeresschützer beim WWF Deutschland. „Schon geringe Veränderungen der Wasserqualität oder der Temperatur können gravierende Auswirkungen haben. Derzeit sieht es danach aus, als wären wir Menschen dabei, dieses einzigartige Naturparadies für immer zu zerstören“, warnt er.

Seit 1978 verleiht die Unesco den Titel „Weltnaturerbe“ an Orte, die eine herausragende ökologische Bedeutung haben und besonders bedroht sind. Der Titel soll sicherstellen, dass sich Politik und Zivilgesellschaft für sie starkmachen. Das Great Barrier Reef wurde 1981 auf die Unesco-Liste gesetzt. Zum verstärkten Schutz hat das kaum geführt. Durchaus möglich, dass das Riff auf der kommenden Sitzung der Welterbekommission in Bonn auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten rutscht. Das wäre eine Blamage für die australische Regierung.

Nur ein kleines Stück vom großen Naturerbe: das Hardy Reef. Foto: Andrey Nosik
Nur ein kleines Stück vom großen Naturerbe: das Hardy Reef.
Foto: Andrey Nosik

Denn die größten Bedrohungen für das Riff sind menschengemacht: Der Klimawandel, die damit verbundene Versauerung und Erwärmung der Ozeane sowie die Verschmutzung des Meeres durch die Landwirtschaft setzen dem sensiblen Naturwunder nach Angaben von Experten stark zu. Die australische Regierung plant zudem den Ausbau mehrerer Frachthäfen in unmittelbarer Nähe zum Great Barrier Reef. „Abbot Point“ soll der größte Kohlehafen der Welt werden. Dafür müssten Millionen Tonnen Meeresboden ausgebaggert und anschließend in der Nähe des Welterbes verklappt werden.

Packeiser muss mit dem Kopf schütteln, wenn er daran denkt. „Da gibt es dieses einzigartige Riffsystem mit all seiner Artenvielfalt. Es ist auf der ganzen Welt bekannt, von überall kommen die Menschen, um es zu bestaunen. Und was plant Australien? Sie wollen genau dort den größten Kohlehafen der Welt errichten.“

Das Riff ist ein einziger Superlativ. Es erstreckt sich über 14 Längengrade. Mehr als 4000 Weich-tier-, 1500 Fisch- und 215 Vogelarten sind hier heimisch. Buckelwale besuchen das Riff mit ihren Jungtieren, Dugongs, Delfine und Wasserschildkröten tummeln sich im türkisklaren Wasser.

Aus Sorge um das Weltnaturerbe startete 2014 eine Allianz aus Umweltschutzorganisationen eine weltweite Kampagne. Die große Resonanz veranlasste die Deutsche Bank, einen wichtigen Investor für den Ausbau des Kohlehafens, ihr Engagement auf Eis zu legen. Die Befürworter des Ausbaus von Abbot Point argumentieren indes, es würde nur geringfügige Eingriffe in den Meeres-Nationalpark geben. Statt der ursprünglich geplanten 38 Millionen Kubikmeter Schlamm sollen nur 1,7 Millionen Kubikmeter ausgebaggert und im Wasser verklappt werden. Tim Packeiser lässt diese Argumente nicht gelten: „Wozu gibt es denn Unesco-Weltnaturerbestätten, wenn sie nicht geschützt werden? Australien will tonnenweise Kohle nach China und Indien verschiffen. Die Rede ist dabei von jährlich 130 Millionen Tonnen.“ Etwa 7000 Schiffe jährlich sollen durch das Riff schippern, wünschen sich die Befürworter von Abbot Point. Das Unesco-Weltnaturerbe dürfte so in ernste Gefahr geraten.