Regenbogen-Look: Wie Deutschland in Sotschi aus Versehen protestiert
Von unserem Redakteur Lars Wienand
Eine versteckte Botschaft an Russlands Präsident Putin? Protest gegen die Anti-Schwulen-Gesetze in Russland? Was das deutsche Olympiateam trägt, „das ist kein Protest, sondern Mode!“, hatte DOSB-Pressesprecher Christian Klaue bereits bei der Vorstellung der Kollektion im Herbst gesagt. Die Idee für die Kleidung sei bereits ein Jahr zuvor entstanden – und da waren verschärfte Anti-Schwulen-Gesetzgebung und Konflikte zu Olympia kaum Thema.
Gelb-weiß-grün-blau sind die Jacken, die Frauen tragen dazu in modisch gewagten rote Hosen mit wildem Blumenmuster. „Man fällt auf jeden Fall auf“, urteilte Eiskunstläufer Robin Szolkowy über den Look von Bogner. Dort war das Outfit nach der offiziellen Darstellung von Chefdesigner Gotthardin Thylmann tatsächlich als Geste gedacht – aber anders, als es verstanden wurde: „Wir möchten dem Gastland die Ehre erweisen. Unsere Entwürfe bilden also immer auch Typisches für das gastgebende Land ab“, erklärt er die Kollektion. „Das empfinden wir als höflich, als kleine Geste.“
Das Bunt sollte also eigentlich die exotische Landschaft der Region aufgreifen: Das Türkisblau des Schwarzen Meeres, das warme Gelb von Sand und Sonne und das satte Grün der Palmen, gekrönt vom kühlen Weiß des Schnees in den kaukasischen Bergen. Die geblümten Damenhosen sollten an russische Trachten erinnern. Willi Bogner selbst hatte mal eine andere Erklärung präsentiert: Die Jacken sollten an das Design für die Sommerspiele 1972 in München erinnern und die – damals noch im Raum stehende – neuerliche Bewerbung unterstützen.
Die Botschaft war aber eine andere, wie Tweets aus aller Welt zum deutschen Outfit zeigen. Da wurde das deutsche Outfit vielfach als Statement verstanden – und gefeiert.