Nach monatelanger Flucht: 107-jährige Syrerin in Deutschland

Umringt von Verwandten - und Kameras: Sabria Khalaf (107) ist jetzt bei ihrer Familie in Deutschland. Foto: dpa
Umringt von Verwandten - und Kameras: Sabria Khalaf (107) ist jetzt bei ihrer Familie in Deutschland. Foto: dpa

Düsseldorf – Rund 20 Verwandte warteten auf Deutschlands zurzeit älteste Asylbewerberin, dann gab es Tränen und Beifall: Die 107-jährige Syrerin Sabria Khalaf ist nach monatelanger Flucht am Montag in Düsseldorf gelandet.

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Deutschlands zurzeit älteste Asylbewerberin ist am Montag auf dem Flughafen in Düsseldorf eingetroffen. „Oma ist da!“, schrien ihre Enkel, als Khalaf im Rollstuhl durch eine Tür geschoben wurde. „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung und sehr erschöpft“, sagte sie bei ihrer Ankunft nach Angaben eines Dolmetschers. In Deutschland wird sie bei einem anderen Sohn im niedersächsischen Holdorf (Kreis Vechta) unterkommen.

Khalaf hat ihren Asylantrag zwar in Griechenland gestellt, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Dieser werde jedoch im Zuge der Familienzusammenführung von den deutschen Behörden weiterbearbeitet. Fast die gesamte Verwandtschaft der hochbetagten Frau lebe mittlerweile in Deutschland.

Die Frau und ihr Sohn Kenan waren vor sieben Monaten aus Syrien geflohen. Über die Türkei kamen sie nach Griechenland. Versuche, nach Deutschland zu reisen, scheiterten wegen gefälschter Pässe. Wochenlang saßen sie in Athen fest. In der „Süddeutschen Zeitung“ las die Bundestagsabgeordnete Anette Groth (Die Linke) einen Bericht über die alte Dame und wandte sich an den Bundespräsidenten. „Ich habe den Artikel gelesen und dachte mir nur „Das gibt's ja nicht!““, sagte Groth, die auch zum Flughafen gekommen war. Von der Geschichte der Frau sei sie schockiert gewesen. Mit Hilfe des Bundespräsidialamts und des Bundesamts sei schließlich die Einreise der beiden in nur 17 Tagen ermöglicht worden, berichtete eine Mitarbeiterin von Groth in Berlin.

Die Kurdin gehört zur verfolgten Religionsgemeinschaft der Yesiden und stammt aus einem umkämpften Dorf an der Grenze zur Türkei. Mehr als sechs Monate lang war sie mit einem anderen Sohn auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in ihrer Heimat, berichtete ihre Enkelin Leilas Ali (19). Leilas lebt mit ihren Eltern und Geschwistern bereits in Holdorf, die Familie wird Sabria Khalaf bei sich aufnehmen. Auf dem Mittelmeer sei das Boot, mit dem sie eigentlich nach Italien fahren wollten, gekentert. In letzter Minute seien sie von der griechischen Polizei gerettet worden.

Am Ende der Reise: Auf dem Sofa bei ihrem Sohn in Holtdorf. Foto: dpa
Am Ende der Reise: Auf dem Sofa bei ihrem Sohn in Holtdorf.
Foto: dpa

Ihre Großmutter habe den Wunsch gehabt, bevor sie sterbe, noch einmal ihre fünf noch lebenden Kinder, die 34 Enkel und 53 Urenkel zu sehen, sagte Leilas Ali. Sie alle wohnten mittlerweile verstreut in verschiedenen norddeutschen Städten, einige bereits seit vielen Jahren: „Deshalb sind wir froh und glücklich, dass die Oma nun endlich bei uns ist.“ Im Laufe der nächsten Wochen würden sie, ihre Geschwister und Eltern zusammen mit der Großmutter die übrige Verwandtschaft besuchen. Die Familie Ali in Holdorf sei sehr gut integriert und habe sich „hochgearbeitet“, berichtete Thomas Grünbaum von der Ausländerbehörde des Landkreises Vechta. (epd/dpa)