Wien/Berlin

Mundschutz-Pflicht bei Einkauf? Österreich verschärft Regeln – Debatte in Deutschland

Viele ziehen sich ohnehin schon die Mundschutzmaske an – in Österreich wird sie beim Einkauf nun Pflicht.  Foto: dpa
Viele ziehen sich ohnehin schon die Mundschutzmaske an – in Österreich wird sie beim Einkauf nun Pflicht. Foto: dpa

Die österreichische Regierung hat im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie die Maßnahmen verschärft und unter anderem eine Mundschutz-Pflicht für Einkäufe angekündigt. Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte in Wien, dass die Supermärkte voraussichtlich ab Mittwoch mit der Verteilung von Masken an den Eingängen beginnen werden. Derzeit werde auf entsprechende Lieferungen gewartet. „Es ist jetzt schon klar, dass viele Menschen an dieser Krankheit sterben werden – das lässt sich auch nicht verhindern. Aber wir müssen zumindest unser Möglichstes tun, damit nicht mehr Menschen sterben als sterben müssen“, sagte Kurz.

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Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält einen Mundschutz beim Einkaufen zwar für sinnvoll, will ihn allerdings noch nicht zur Pflicht machen. Der einfache Grund: „Dazu müssen wir erst die ausreichende Zahl an Masken haben, ohne dass der vorrangige Einsatz im medizinischen und pflegerischen Bereich beeinträchtigt wird. Dieser hat absolute Priorität“, betont Kretschmann. Er werde das Thema am Mittwoch in der Runde der Ministerpräsidenten und der Kanzlerin aufrufen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, er schließe nicht aus, dass die Mundschutz-Pflicht auch in Deutschland eine Möglichkeit sein könnte. Aber: „Derzeit ist das nicht geplant, das zu tun.“

Weil es Engpässe und explodierende Preise auf dem Markt für Atemschutzmasken gibt, bringt Linksfraktionschefin Amira Mohamed Ali auch eine Beschlagnahmung ins Spiel. Die Preise für Masken seien um bis zu 3000 Prozent gestiegen, schrieb Mohamed Ali bei Twitter. „Gesundheitsschutz darf nicht Profitinteressen ausgeliefert sein! Die Bundesregierung muss eingreifen. Auch vor der Beschlagnahmung von Atemschutzmasken darf nicht zurückgeschreckt werden!“ Kliniken und andere Einrichtungen hatten zuletzt immer wieder über einen akuten Mangel an Schutzausrüstung geklagt, die für die Behandlung und Pflege von Corona-Patienten notwendig ist.

In der Corona-Krise ist Mundschutz ein seltenes Gut geworden. Wer andere und damit letztlich auch sich selbst schützen will, kann sich seinen Mundschutz mit dieser Anleitung selbst nähen.

dpa

Zeichnen Sie ein 17 mal 34 Zentimeter großes Stück auf dem Stofftuch und schneiden es aus.

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Das Stofftuch nun zur Hälfte falten und glatt bügeln.

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In das Stofftuch drei gleichmäßig verteilte Falten bügeln. Faltentiefe: 1,3 Zentimeter.

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Zwei 90 Zentimeter lange und zwei Zentimeter breite Streifen (Kantenverstärkung) aus Baumwollstoff ausschneiden. Gleiches noch einmal mit zwei 17 Zentimeter langen und zwei Zentimeter breiten Streifen.

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Alle vier Streifen werden nun jeweils zur Hälfte gebügelt.

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Die Kanten müssen genau übereinanderliegen beim Bügeln der Streifen.

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Nun wird das Stofftuch oben und unten in die Kantenverstärkung (17 Zentimeter lange Streifen) eingelegt.

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Im oberen Teil wird nun der Draht in die Kantenverstärkung eingelegt.

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Jetzt den Draht und die Kantenverstärkung in das Stofftuch einfassen.

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Gleiches machen Sie auch mit dem unteren Teil des Mundschutzes.

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Jetzt können Sie die Kantenverstärkungen mit Stecknadeln feststecken.

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Die Kanten werden jetzt vernäht.

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Die eingebügelten Falten des Stofftuchs legen Sie zusammen und legen die Kopfbänder mittig auf beiden Seiten ein.

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Stecken Sie nun die Kopfbänder an beiden Seiten der Maske fest.

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Vernähen Sie nun die beiden Kopfbänder.

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Den fertigen Mundschutz sollten Sie grundsätzlich trocken lagern. Nach dem Benutzen sollte der Mundschutz vorsichtig ausgezogen werden und möglichst nicht an der Außenfläche berührt werden. Sie können den Mundschutz entweder bei 90 Grad in der Waschmaschine waschen oder fünf Minuten auskochen.

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Das Coronavirus verbreitet sich zunehmend auch in Altenheimen in Deutschland. Nach dem Tod von 17 infizierten Menschen in einem Alten- und Pflegeheim in Wolfsburg kämpft ein weiteres niedersächsisches Heim mit Infektionen. Tests hätten bestätigt, dass 23 Bewohner sowie 17 Mitarbeiter eines Altenheims in Wildeshausen im Landkreis Oldenburg mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert seien, teilte der Kreis mit. Im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus waren bis zum Wochenende 13 Bewohner nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. In Baden-Württemberg haben sich bislang in mindestens sieben Altenheimen 74 Bewohner mit dem Coronavirus angesteckt.

Angesichts der Coronavirus-Fälle in den Heimen fordern Patientenschützer dort engmaschige Tests. Bei der Aufnahme eines Bewohners in ein Heim müsse dieser grundsätzlich getestet und isoliert werden, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Auch bei grippalen Infekten von Pflegepersonal oder Bewohnern müsse getestet werden. Bundesweit leben laut Brysch rund 800.000 Menschen in Alten- und Pflegeheimen, mehr als 70 Prozent davon seien demenzkrank.

Die Coronavirus-Fälle in deutschen Pflegeheimen markieren aus Sicht des Virologen Christian Drosten eine neue Phase in der Epidemie, die auch mit mehr gemeldeten Todesfällen einhergeht. „Wir sehen jetzt in diesen Tagen die Eintragungen zum Beispiel in Seniorenpflegeheime und haben hier dann den Beginn einer neuen Entwicklung“, sagte Drosten im NDR. Bisher habe Deutschland auch ein bisschen Glück gehabt: Infiziert hätten sich zunächst vor allem jüngere, sportliche Leute wie Skifahrer, die das Virus aus dem Urlaub eingeschleppt und es in ihren ungefähr gleichaltrigen Netzwerken verbreitet haben. Diese Menschen erlebten zum größten Teil milde Krankheitsverläufe, so Drosten.

Wegen mehrerer Effekte gleichzeitig werde man jetzt zwangsläufig ein Ansteigen der berichteten Fallsterblichkeit sehen, sagte Drosten. Es sei jetzt schon an der Statistik zu erkennen: Die Mortalität liege nicht mehr bei 0,2 bis 0,4, sondern im Bereich 0,8 Prozent. Das liege daran, dass andere Altersgruppen als bisher von Sars-CoV-2 betroffen seien. Hinzu komme, dass man bei der Diagnostik nicht mehr einer exponentiellen Entwicklung hinterherkommen könne: „Ich glaube nicht, dass wir unsere jetzige Testkapazität realistischerweise noch deutlich steigern können“, sagte Drosten mit Blick auf die sogenannten PCR-Tests.

Der Präsident der Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz, Markus Mai, fordert unterdessen einen Belastungsbonus für alle Pflegekräfte in der Corona-Krise von mindestens 500 Euro. Pflegekräfte, die nachweislich an der Lungenkrankheit Covid-19 erkrankt seien, sollten zusätzlich noch einmal 500 Euro erhalten, sagte Mai dem „Trierischen Volksfreund“. „Diese Pflegekräfte haben nicht nur wie alle eine hohe Belastung, sondern auch ein erhöhtes Risiko.“

Die Mainzer Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) setzt unterdessen während der Corona-Pause an Schulen die Benotung aus. In einem Rundschreiben an Eltern, Lehrer und Schulleiter erklärte die Sozialdemokratin, dass auf eine Benotung „dieser unter außergewöhnlichen Umständen erbrachten Leistungen verzichtet werden“ soll. Auch Sanktionen für Schüler, die ihre Aufgaben nicht abarbeiten, soll es nicht geben. Ausnahmen gelten für Schulen, die schon vor der Krisenlage ausgefeilte digitale Verfahren genutzt haben. Für die Fortführung des Unterrichts nutzen mehr als 1200 Schulen eine von mehreren Bildungsplattformen im Internet. Wegen der hohen Zahl an Zugriffen kommt es aber mitunter auf den Plattformen zu technischen Problemen. dpa/zca