Machtwechsel in London: Kater Larry und andere Personalfragen
Von Peer Meinert und Silvia Kusidlo
Zwar bricht in London eine neue Ära an, mit dem EU-Austritt drohen dem Land schwere Stunden, Theresa May, die neue Premierministerin, wird es nicht leicht haben – doch das Schmunzeln und den Sinn für skurrile Situationen haben sich die Briten bewahrt.
„Do do, do do“, summt da der scheidende Premier David Cameron, dann fallen zwei Worte: „right“ und „good“ – gut und richtig. Cameron merkt nicht, dass das Mikro noch läuft. Das kurze Video erheitert die Briten, niemand denkt etwas Böses, in den sozialen Netzwerken wird fröhlich spekuliert, welche Melodie der Mann auf den Lippen hat. Ist das nicht die Melodie von „The West Wing“?
Apropos Spekulationen. Natürlich geht die Frage um „Wer wird was?“ im neuen Kabinett. Etwa: Wechseln Außenminister Philip Hammond und Schatzkanzler George Osborne den Job? Nimmt May, die Frau mit den schrillen Schuhen, auch den knallharten Brexit-Wortführer Michael Gove, bisher Justizminister, ins neue Team? May hatte im Brexit-Wahlkampf für den Verbleib in der EU plädiert – das macht ihre Stellung demnächst nicht unbedingt einfacher. Aber es gibt auch praktische Fragen, die ebenfalls interessieren. Etwa: Wann zieht Cameron tatsächlich aus, wann treten die Möbelpacker in Downing Street 10 in Aktion? Gibt es wirklich schon heute den fliegenden Wechsel: Cameron raus, May rein? Die Tagesplanung für Mr. Cameron sieht so aus: gegen Mittag letzter großer Auftritt im Unterhaus. Fragestunde. Sechs Jahre war Cameron im Amt, mit dem Brexit-Referendum hat er sein eigenes politisches Grab geschaufelt.
Niemand anders als Elizabeth II. kann den 49-Jährigen von seinem Amt erlösen. Danach soll May in der Downing Street Einzug halten. Doch geht das wirklich so schnell?
Dann ist da noch eine spezielle Personalfrage, die das Herz der Briten berührt. Es geht um Kater Larry, offizieller Titel: „Chief Mouser to the Cabinet Office“, etwa: oberster Mäusefänger im Regierungssitz. Seit 2011 lebt das Tier in der Downing Street, es geht ihm wie Cameron: Dienstwohnung und Arbeitsplatz sind ein und dieselbe Adresse. Zwar ist Larry vor Kurzem in die Kritik geraten, wegen mangelnder Leistung in Sachen Mäusekillen, doch er ist immer noch ein Liebling der Briten. Die atmen auf, als sie vernehmen, dass der Kater dort wohnen bleiben darf.