Lasst Blumen sprechen: Gute Nachrichten, auch wenn der Osterbesuch ausfällt

Gute Nachrichten Foto: misskaterina - stock.adobe.com

Mit welchem Gefühl sehen Sie Ostern entgegen, jetzt, da aus Familienbesuchen oftmals nichts wird? Dieses Fest wird für viele Menschen völlig anders als bislang gewohnt – auch jetzt gilt, das Beste daraus zu machen. Wer seine Lieben nicht sehen kann, kann ihnen trotzdem über andere Wege einen Gruß schicken. Zwei Beispiele hierfür lesen Sie hier – zudem wie sich Menschen ehrenamtlich für andere einsetzen und wie die Vorstellungskraft uns schöne Momente wiederbringen und hoffentlich neue schenken kann.

Lesezeit: 5 Minuten
Anzeige

1 Mit lieben und duftenden Grüßen
Gute Nachrichten für alle, die zu Ostern einen Blumenstrauß an Verwandte und Freunde schicken wollen: Das ist weiterhin möglich. Zwar dürfen wegen der Corona-Pandemie derzeit nur in sieben Bundesländern Blumenläden öffnen. Möglich ist dies – teils mit regionalen Einschränkungen – in NRW, Berlin, Hamburg, Hessen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen, erklärt Nicola Fink vom Fachverband Deutscher Floristen. Aber auch in anderen Bundesländern sind viele lokale Floristen für ihre Kunden weiterhin da – mit einem neuen Vertriebsweg. So auch in Rheinland-Pfalz.

„Etliche Blumengeschäfte haben kurzzeitig Internetshops eingerichtet oder bereits vorhandene Internetshops umfangreich ausgebaut“, erklärt Fink. Statt direkt an der Ladentheke eine Bestellung aufzugeben, können Kunden nun kontaktlos einkaufen – also per E-Mail, Fax, Telefon, WhatsApp oder über soziale Netzwerke duftende Sträuße bestellen.

Eine gute Idee hatte auch ein Florist aus Koblenz: Er hat einen Blumenautomaten aufgestellt. Rund um die Uhr können vor dem – auch in der Krise geöffneten – Geschäft von Blumen Rickenbach Blumen und kleine Geschenke gezogen werden. Zudem gibt es bundesweit zahlreiche kreative Initiativen: „Mehrere Gärtnereien haben ein sogenanntes Blumentaxi ins Leben gerufen“, nennt Patricia Steinborn vom Zentralverband Gartenbau (ZVG) ein Beispiel. Ein Anruf bei einem Geschäft am Wohnort der Verwandten und Freunden kann sich also lohnen. Aber man sollte sich beeilen, zumindest wenn es um Lieferungen für das Osterwochenende geht: „Kunden sollten mindestens 24 Stunden Vorlaufzeit vor Auslieferung der Bestellung einplanen“, rät die Expertin Fink. Auch überregionale Lieferdienste sind weiterhin tätig.

2 Oma und Opa drehen vor der Kamera auf
Über Blumen wird sich ein Fünfjähriger nun nicht unbedingt gerade freuen – sehr wohl aber über lustige Videos, die Oma und Opa in der Krise drehen. Auf diese Weise halten Liane und Rolf Krumm, beide Ü 60, aus Höhn im Westerwald Kontakt zu ihrem Enkel Lukas, den die beiden aus Schutzgründen zurzeit nicht sehen dürfen, anders als in normalen Zeiten, in denen sie mehrmals in der Woche mit dem Kleinen spielen, kuscheln und Spaß haben. Beide vermissen den Jungen, er sehnt sich andersherum auch nach Oma und Opa. Also haben sich die beiden für die täglichen Videochats über Skype einiges ausgedacht: Sie sind jeden Tag anders verkleidet, „mit Clownsperücke und Nase, Cowboyhut et cetera“, berichtet Oma Liane. Dabei wird viel gelacht. Besonders gut kommen die kleinen Videos an, die die Großeltern zu Kinderliedern drehen: Zu „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ düst Liane Krumm mit dem Bobbycar durch den Hof, während ihr Mann Rolf filmt. Oder sie hockt auf dem Schaukelpferd und singt „Komm, hol das Lasso raus, wir spielen Cowboy und Indianer“. Für die Krumms ist das Ganze ein großer Spaß, die Clips schicken sie an Lukas – und inzwischen lacht nicht nur der sich schlapp. Die Tochter der Krumms hat die Videos an Freundinnen weitergeschickt, damit deren Kinder ebenfalls Freude daran haben. Das wiederum freut Oma und Opa Krumm. Wer neugierig auf die Videos ist: Hier sind sie zu finden, unter www.ku-rz.de/ehepaarkrumm

Lachen tut gut, gerade auch in der Krise. Das beherzigen Rolf und Liane Krumm, wenn sie mit ihrem Enkel skypen.  Foto: privat
Lachen tut gut, gerade auch in der Krise. Das beherzigen Rolf und Liane Krumm, wenn sie mit ihrem Enkel skypen.
Foto: privat

3 Für die Helden der Krise kochen
Richtig weite Kreise zieht mittlerweile eine Aktion, die der aus Sinzig im Landkreis Ahrweiler stammende Sternekoch Max Strohe auf den Weg gebracht hat und die mittlerweile von solch prominenten Kollegen wie Tim Mälzer unterstützt wird. Bei „#KochenfürHelden“ geht es darum, in der Corona-Krise Menschen in für unser aller Wohlergehen wichtigen Jobs kostenlose Mahlzeiten zur Verfügung zu stellen. Weil Restaurants und Imbisse geschlossen sind, „stehen diejenigen, die gerade am meisten von der Gesellschaft gebraucht werden, oft ohne stärkende Mahlzeiten da“, sagt Strohe, der in Berlin den Gourmettempel Tulus Lotrek führt. Auf die Idee, dagegen anzukochen, kamen der 38-Jährige und seine Lebensgefährtin Ilona Scholl aus praktischem Grund: Als sie Mitte März das Restaurant schließen mussten, war das Kühlhaus noch voll. Strohe wollte die Lebensmittel sinnvoll verwenden und kochte kurzerhand 100 Liter Gulasch, die in den Arztpraxen in der Nachbarschaft verteilt wurden. Seitdem sind weitere Ärzte, Krankenhäuser und Corona-Testzentren hinzugekommen. Mittlerweile kocht Strohe 800 Portionen am Tag – unentgeltlich und strikt nach Hygienevorschriften, wie er sagt. Seine Gerichte sind 800 Dankeschöns an Menschen, die das System stützen. Die Aktion zog Kreise in den sozialen Netzwerken, mittlerweile haben sich bundesweit etliche Restaurants angeschlossen und kochen für die Helden der Krise, darunter auch Tim Mälzer. Und die Zahl der Köche wächst. Damit es so weitergehen kann, sind Spenden und Sponsorengelder willkommen, Infos gibt es unter www.kochen-fuer-helden.de.

4 6000 Päckchen an Senioren verteilt
Eine komplett analoge Aktion, die sich insbesondere an Senioren wendet, die mit dem Internet und sozialen Netzwerken nichts anfangen können, ist in der Stadt Mayen und in der Verbandsgemeinde Mendig in der Eifel gestartet. Initiiert von der Familienbildungsstätte, der Pfarreiengemeinschaft und der Stadt Mayen, sind in diesen Tagen 6000 Päckchen an ältere Menschen verteilt worden. Darin: in der Krise nützliche Informationen wie wichtige Lieferadressen im Gesundheitsbereich, eine Anleitung, um eine Atemschutzmaske selbst zu nähen beziehungsweise bei welcher Nähschule sie zu bekommen sind, sowie kleine Geschenke wie Cremes und Traubenzucker. Zudem lagen gesegnete Palmzweige bei. Diese stammen aus der Gärtnerei der Abtei Maria Laach. Um die 6000 Päckchen zu verteilen, zogen etliche Ehrenamtliche – Messdiener, Mitglieder von Pfarrgemeinderäten und Feuerwehrkräfte – von Haushalt zu Haushalt. Das zeigt: Die Gemeinschaft ist tatkräftig.

5 Das Fernweh in Gedanken stillen
Nach so viel Tatkraft darf man auch mal die Hände in den Schoß legen, träumen – und in Erinnerungen schwelgen. Das tun in der Corona-Krise sehr viele Leute, wie die Germanistin Irmtraud Hnilica evaluiert hat. Sie hat derzeit eine Juniorprofessur an der Universität Trier inne und befasst sich intensiv mit dem Thema „Fernweh“, das jetzt, da der Urlaub für viele in diesem Jahr in weite Ferne rückt, umso stärker ausgeprägt zu sein scheint. In den sozialen Netzwerken erinnern sich viele oft bildstark an frühere Reisen oder beschreiben ihre Wehmut und Sehnsüchte. Wie Irmtraud Hnilica beschreibt, sehnen sich die Menschen in der Krise aber noch stärker nach der Rückkehr zur Normalität. „Unsere Sehnsucht richtet sich nicht auf den anderen Ort, sondern auf die andere Zeit – nach Corona und, in Tagträumen und Erinnerungen, auch auf die Zeit davor.“ In sozialen Netzwerken boomt deshalb das Schlagwort #NachCorona. „Das zeigt: Die schönste imaginäre Exkursion ist jetzt wohl die Zeitreise.“ Also: Nehmen wir uns in der Krise die Muße und träumen uns durch die Zeit. Vielleicht sogar nicht nur retrospektiv, sondern nach vorn gewandt: Stellen wir uns vor, wie wir das Gute – die überall sprießende Solidarität, das Aufeinanderachten – hinüberretten in die Zeit, die auf Corona folgen wird. Schöne Vorstellung, oder? nh, sm, ame, dpa