Kommentar von RZ-Chefredakteur Peter Burger zum Corona-Vorfall in Koblenz: „Verwundbar bleiben wir auch weiter“
54 weitere Infizierte hätten genügt, das Leben in der Stadt an Rhein und Mosel wieder komplett herunterzufahren und uns in den März dieses Corona-Jahres zurückzukatapultieren. Man mag es schlicht Zufall oder Glück nennen: Dass es dennoch nicht zu einem großen Ausbruch kam und Koblenz dereinst als Hotspot in einem Atemzug mit Ischgl, Heinsberg oder Gütersloh zu nennen sein würde, ist ohne Zweifel auch dem beherzten und sehr schnellen Eingreifen des gesamten Gesundheits-, Polizei- und Katastrophenschutzapparates vor Ort zu verdanken. Von Beginn der Krise an machen sie ganz offenkundig einen verdammt guten Job! Die niedrigen Fallzahlen in den Städten und Kreisen hierzulande liegen nahezu auf dem Niveau hochgelobter Bundesländer im Osten.
Und dennoch bleibt die berechtigte Sorge, dass uns das heimtückische Virus jederzeit wieder einholen kann. Hand aufs Herz: Wer hat sich nicht einmal in den vergangenen Tagen so „locker“ gemacht, dass er die notwendigen Hygieneregeln außer Kraft gesetzt hätte – bewusst oder unbewusst? Jungen Menschen in ihrem völlig nachvollziehbaren Drang, das Leben wieder genießen zu wollen, die Schuld für den Beginn einer neuen Infektionskette alleine zuzuweisen, wäre deshalb zu kurz gesprungen. Da sollten wir zunächst einmal auf uns selbst schauen, wie gewissenhaft wir mit der „neuen Normalität“ umgehen: Das fängt bei der Diskussion um die Sinnhaftigkeit des Mund-Nasen-Schutzes an und endet in der ungeschützten Begegnung in bierseliger Feierlaune. Wohin die Missachtung der latenten Gefahr führt, zeigen uns immer dramatischere Bilder aus den USA. Weltweit mehr als zwölf Millionen Corona-Infektionen sind keine Fake News. Sie bleiben harte Realität, die tödlich enden kann.
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