Kommentar: Offenbarungseid!
Detlef Drewes zum Beschluss des EU-Parlaments zu Dieselabgasen
Nun mag man ja der Meinung sein, dass dieser Preis für mehr Gesundheitsschutz nicht zu hoch ist, aber es geht eben auch um das große Ganze. Soll heißen: Die im Vergleich zu Benzinern CO2-armen Selbstzünder werden für die Klimaschutz-Bilanz gebraucht. Denn sonst bricht auch das mühsam errichtete Gebäude der Auflagen für den Kohlendioxid-Ausstoß in sich zusammen. Es wäre der Offenbarungseid für die Umweltpolitik der EU. Sie müsste dann zugeben, dass das gesamte Konzept der Schadstoff-Grenzwerte immer nur eine Illusion war und mit der Feinstaub-Realität auf unseren Straßen wenig zu tun hat.
Für die EU kommen die Enthüllungen über die Wahrheit dessen, was aus den Auspuffrohren geblasen wird, zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Europa hatte geglaubt, eine weltweite Führungsrolle im Umweltschutz einnehmen zu können. Stattdessen müssen die Bürger hören, dass die tatsächlichen Werte von Lampen und Leuchtmitteln getürkt waren – legal. Und dass die technischen Vorgaben für das allseits bekannte A+++-Label längst veraltet sind.
Für die Öffentlichkeit, der man die Glühbirne verboten und Staubsauger, Wasserkocher und Fernsehgeräte neu reguliert hat, bricht damit das Vertrauen in die zwar lästige, aber eben doch als ökologisch notwendig akzeptierte Wende zusammen. Wer in teurere, weil umweltschonendere Geräte Geld investierte, fühlt sich getäuscht.
Das gilt für Autos wie für zahlreiche andere Produkte. Vor diesem Hintergrund sind die nun beschlossenen Messmethoden für Fahrzeuge, deren Emissionen demnächst im realistischen Fahrbetrieb ermittelt werden, vielleicht nicht die Wende, die notwendig wäre, aber doch ein Umbruch in Richtung Transparenz. Die ist dringend nötig, weil die Bürger genug haben von Tricks, Kniffen und Software-Manipulationen. Insofern bleibt der gestrige Beschluss des Parlaments akzeptabel – aber sicherlich nicht mehr.