Katholische Kirche auf neuen Wegen: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was ist der „synodale Weg“?
Der synodale Weg ist ein Beratungsprozess, an dem sowohl die deutschen Bischöfe als auch katholische Laien beteiligt sind. Er soll einen Reformprozess in Gang setzen, der die Kirche aus der Krise nach dem Missbrauchsskandal herausführt. Auf der Frühjahrs-Vollversammlung 2019 in Lingen befasste sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz mit Konsequenzen aus der sogenannten MHG-Studie, die im September 2018 veröffentlicht wurde. Die Studie ist acht Jahre nach Bekanntwerden des ersten Missbrauchsskandals der Versuch einer wissenschaftlichen Aufarbeitung.
Wie wird der synodale Weg beschritten?
Im Kern steht ein bislang in der katholischen Kirche nicht existierendes Beratungsgremium. Seine zentralen Organe sind die Synodalversammlung, in der die Beschlüsse gefasst werden, das Synodalpräsidium und die thematischen Synodalforen. Das Synodalpräsidium besteht aus den Vorsitzenden der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees. Derzeit sind das der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des ZdK, Thomas Sternberg. Die Synodalversammlung ist medienöffentlich.
Über welche Themen wird geredet?
Bislang stehen vier Themenbereiche fest, die in den Synodalforen erörtert werden: die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche und klerikaler Machtmissbrauch, die priesterliche Lebensform, die katholischen Sexualmoral sowie die Beteiligung von Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Die Synodalforen bestehen laut Satzung aus etwa 30 Mitgliedern und werden von einem Bischof und einem ZdK-Vertreter geleitet. Die Foren erarbeiten die Beratungsvorlagen für die Synodalversammlung.
Wer darf mitreden?
Teilnehmer der Synodalversammlung sind die 69 katholischen Bischöfe aus den 27 deutschen Bistümern und äquivalent dazu 69 Delegierte des ZdK. Außerdem nehmen Ordensvertreter und Vertreter des pastoralen Personals der katholischen Kirche teil. Laut Satzung sollen zudem 15 junge Menschen, die zu Beginn des „synodalen Wegs“ nicht älter als 30 Jahre alt sind, teilnehmen, zehn davon Frauen. Als Beobachter werden auch Vertreter anderer Kirchen wie etwa der Orthodoxen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eingeladen.
Wie lange soll der synodale Weg dauern?
Laut Satzung ist er auf zwei Jahre angelegt. Die erste Plenarversammlung ist für den 30. Januar bis 1. Februar 2020 geplant. Eine weitere Versammlung ist vom 3. bis 5. September 2020 vorgesehen. Ort ist der Frankfurter Dom.
Wie steht der Vatikan zu dem Reformprozess?
Es kommt darauf an, wen man fragt. Im Vatikan gibt es Kritiker und Unterstützer des synodalen Weges. Im September 2019 veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz ein Schreiben aus dem Vatikan, das Einwände gegen den Satzungsentwurf erhob. Kritisch ist demnach vor allem das Stimmrecht für katholische Laien. Die haben nämlich laut der jetzt verabschiedeten Satzung gleiches Stimmrecht wie die Bischöfe. Das hätte nach Befürchtungen der Kritiker dazu führen können, dass Laien die Bischöfe überstimmen. Die Satzung sieht nun vor, dass Beschlüsse nur mit Zwei-Drittel-Mehrheit gefasst werden können, die eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe enthält. Ein Gutachten des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte griff außerdem die Themenwahl für den Reformprozess an. „Wie kann eine Versammlung einer Teilkirche über Themen der Weltkirche beschließen, und wie kann sich eine Bischofskonferenz von einer Versammlung dominieren lassen, von der die meisten Mitglieder keine Bischöfe sind?“, hieß es in dem Schreiben. Kardinal Marx betonte jedoch nach einem Gespräch mit Papst Franziskus in Rom im September, es gebe kein „Stoppschild aus Rom“.
Wird der synodale Weg die Kirche verändern?
Die Synodalversammlung fasst am Ende der Beratungen Beschlüsse. Die haben aber keine Rechtswirkung. Vielmehr entscheiden am Ende die Bischöfe, ob sie die Beschlüsse umsetzen. Daher sehen Kritiker die Wirkung des synodalen Wegs begrenzt, zumal Änderungen beim Zölibat oder eine Öffnung des Priesteramts für Frauen im Vatikan entschieden werden müssten. Allerdings haben sich alle Beteiligten mit der Zustimmung zur Satzung eben zu dem Satz bekannt: „Die Katholische Kirche in Deutschland macht sich auf einen Weg der Umkehr und der Erneuerung.“