Lille

Illegale Sex-Partys – Strauss-Kahn sieht kein Vergehen

Strauss-Kahn vor Gericht
Die Umstände der freizügigen Partys in Paris, Washington oder Lille sollen nun geklärt werden. Foto: Etienne Laurent/Archiv

Dominique Strauss-Kahn beteuert seine Unschuld: Prostitution? «Nein.» Hat er sich etwas vorzuwerfen? «Weder ein Vergehen noch ein Verbrechen.»

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Im Prozess um seine Teilnahme an illegalen Sex-Partys hat Dominique Strauss-Kahn am Dienstag seine Unschuld betont. Erstmals kam der 65-Jährige vor dem Strafgerichtshof im nordfranzösischen Lille zu Wort. Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) blieb bei seiner Linie: Er will von Geld für den Sex nichts gewusst haben.

Die «Carlton»-Affäre hat ihren Namen von einem der illustren Luxushotels, in denen die freizügigen Gelage stattfanden. Nach den Partys in Paris, Washington oder Lille muss sich Strauss-Kahn wegen organisierter Zuhälterei verantworten. Neben ihm sitzen bis nächste Woche 13 weitere Angeklagte – unter anderem Hotelmanager, Unternehmer, Bordellbetreiber.

Noch vor Strauss-Kahn wurde am Dienstag eine ehemalige Prostituierte befragt. Sie schildert eine der Pariser Partys mit dem in Frankreich meist nur «DSK» titulierten Strauss-Kahn. Dabei habe sie sich gefühlt «wie ein Objekt, wie eine Sache». Für sie sei der Grund der Begegnung klar gewesen: Es ging um Sex, sie war als Prostituierte dort.

Die Frau berichtet auch von sexuellen Praktiken, die sie eigentlich abgelehnt habe. Akzeptiert habe sie dennoch – des Geldes wegen. Beim Sex habe sie geweint. Strauss-Kahn will das nicht bemerkt haben.

Er berichtet von einem anderen Bild, das er im Kopf habe. Er habe den Abend in Paris in guter Erinnerung. Die Leute hätten sich bei den Partys getroffen, um Sex und Spaß zu haben.

Er habe zudem nicht das Gefühl gehabt, dass die Frauen seinetwegen gekommen seien. Auch die Frage einer Bezahlung will Strauss-Kahn sich nicht gestellt haben. Strauss-Kahn spricht von einem Freundeskreis. Überhaupt möge er Prostitution nicht, zitieren Prozessbeobachter den Angeklagten. Er habe eine Abneigung gegen Beziehungen, die auf den sexuellen Akt begrenzt seien.

Gerichtspräsident Bernard Lemaire hatte schon in den Verhandlungstagen zuvor betont, bei der juristischen Klärung gehe es um Rechtsfragen – nicht um Moral. Ob er der wichtigste Mann der Welt gewesen sei, fragt Lemaire den Angeklagten. «Ich weiß es nicht, aber ich habe es gedacht», sagt Strauss-Kahn.

In Frankreichs Strafgesetzbuch ist Zuhälterei deutlich weiter gefasst als im Sprachgebrauch etwa in Deutschland. So umfasst Zuhälterei auch Prostitution, die von Dritten bezahlt wird oder für Sex-Partys organisiert ist. Vor dem Gericht in Lille weist der frühere IWF-Chef darauf hin, er habe keine Zeit gehabt, solche Abende zu planen.

Sollte Strauss-Kahn nichts von der Bezahlung gewusst haben, müsste er straffrei bleiben. Auch die ehemalige Prostituierte gibt an, nicht über Geld mit Strauss-Kahn gesprochen zu haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass ihm die Prostitution klar gewesen sein muss. Die Staatsanwaltschaft hatte im vergangenen Jahr das Verfahren einstellen wollen, das vom Gericht dann doch als Prozess eröffnet wurde.

Noch vor Beginn des Verhandlungstages blitzte kurz eine andere Affäre wieder auf. Aus New York meldete sich der Anwalt einer Hotelangestellten, die Strauss-Kahn 2011 Vergewaltigung vorgeworfen hatte. Strauss-Kahn musste damals als IWF-Chef gehen, die für 2012 angestrebte Kandidatur für die französischen Sozialisten bei der Wahl zum Präsidenten war futsch. Mit der Hotelangestellten einigte sich Strauss-Kahn außergerichtlich. Der Anwalt hofft nun, dass der frühere Finanzmanager vor der französischen Justiz Rechenschaft ablegen muss.