Er gehörte zwar zum erweiterten Favoritenkreis, aber für ganz vorne hatten ihn die allerwenigsten auf der Rechnung. Salvador Sobral holt im 62. Jahr des Eurovision Song Contest den ersten Sieg für Portugal, und straft damit alle Lügen, die nur in einer durchgestylten Inszenierung das Erfolgsrezept für einen Grand-Prix-Sieg sehen.
Markus Kratzer zum ESC 2017 in Kiew
Nein, es war ein bisschen Rückbesinnung auf alte Tugenden, die in Kiew zu punkten verstand. Eine jazzig angehauchte Ballade, ohne perfektes Tänzerarrangement, Silvesterfeuerwerk, Windmaschinenangriffe auf Haarmähnen und Textilfetzen – und dann auch noch in der Landessprache gesungen. All das war eine musikalische Ohrfeige an die, die meinen, ein Siegertitel ließe sich ausschließlich für horrendes Geld in einer der Hitfabriken Skandinaviens oder den USA aus der Retorte generieren.
Nein, so etwas kostet Unverwechselbarkeit und damit auch Punkte. Zu diesen „Opfern“ gehörte in diesem Jahr auch leider wieder Deutschland. Zwar legte Levina einen guten Auftritt auf die Bühne, der auch in erster Linie ihre Person und den Song in den Vordergrund rückte. Doch im Konzert aller Wettbewerbsteilnehmer waren die Töne aus Germany dann doch ein bisschen zu beliebig.