Gleiche Forscher, neue Zahlen: Umweltbilanz von E-Autos hat sich erheblich verbessert
Erst nach 100.000 und mehr Kilometern Fahrleistung wären E-Autos nach den Zahlen von 2017 umweltfreundlicher gewesen. Erst dann wäre der sogenannte „CO2-Rucksack“, den sie aus der Produktion mitschleppten, ausgeglichen gewesen. Nun hat das Institut aktuelle Zahlen bekanntgegeben, nach denen sich die Belastung aus der Herstellung glatt halbiert hat.
Einer der Hauptgründe dafür sei, dass die Produktionsstätten vergrößert worden seien und bei voller Kapazität liefen, was sie effizienter mache, erklärte Erik Emilsson vom schwedischen Umweltforschungsinstitut IVL. Auch der Gebrauch Erneuerbarer Energien spiele eine wesentliche Rolle. Den IVL-Berechnungen zufolge entstehen bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien im Durchschnitt zwischen 61 und 106 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde produzierter Batteriekapazität. Bei der IVL-Studie im Jahr 2017 waren es im Mittel noch 150 bis 200 Kilogramm.
Es kann nur besser werden
Künftig seien viel höhere Anteile von Ökostrom für Herstellung und Betrieb zu erwarten – das werde den CO2-Fußabdruck weiter deutlich verringern, sagte Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). „Zudem führen technologischer Fortschritt und verstärkte Nachhaltigkeits- und Recycling-Standards dazu, dass weniger seltene Erden oder andere begrenzte Rohstoffe zum Einsatz kommen werden.“
Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin gibt zu bedenken, dass künftig nicht nur der Betrieb, sondern auch die Herstellung der Fahrzeuge und der Batterien völlig klimaneutral erfolgen müsse, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einhalten zu können. Klar sei, dass sich mit einem Festhalten am Verbrennungsmotor keinerlei Klimaziele erreichen ließen, so der Professor für Regenerative Energiesysteme. „Alle neueren Studien zeigen, dass Elektroautos, die mit dem normalen Strommix betrieben werden, bereits heute geringe Klimaschutzvorteile haben“, so Quaschning. Bei überwiegend grünem Strom ergäben sich sogar schon deutliche Klimaschutzvorteile.
Mäßiger Wasserverbrauch bei Lithium-Gewinnung
Auch der angebliche übermäßige Wasserverbrauch bei der Akkuherstellung ist nach Berechnungen von Maximilian Fichtner, Direktor am Helmholtz-Institut für elektrochemische Energiespeicherung in Ulm, widerlegt. Gegenüber dem Berliner Tagesspiegel sagte der Forscher, für das Lithium eines durchschnittlichen Akkus würden etwa 3840 Liter Wasser verdunstet. Das entspräche dem durchschnittlichen Wasserverbrauch bei der Produktion von 250 Gramm Rindfleisch, zehn Avocados, 30 Tassen Kaffee oder einer halben Jeans. „Ich wundere mich ohnehin immer, dass in der Öffentlichkeit nie über das Lithium in Laptops oder Mobiltelefonen gesprochen wird – aber beim E-Auto ist es auf einmal ein Problem“, sagt Fichtner im Gespräch mit dem Tagesspiegel.
Für Alternativen zum batterielektrische Auto sieht es nach Fichtners Meiung schlecht aus, weil Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle etwa die fünffache Menge an Strom benötigten. Für Ölprodukte sieht Fichtner gar keine Zukunft mehr, da sie zunehmend aus „unkonventionellen Quellen“ gewonnen werden müssten: aus Fracking, Teersanden, der Tiefsee und der Arktis, was aus ökologischen Gründen nicht gewollt sei könne.
Batterien bald ohne Kobalt
Fichtner äußerte sich auch zu Kobalt, das unter äußerst fragwürdigen Bedingungen abgebaut wird. Laut dem Batterieforscher ist auch hier Besserung in Sicht, da die Hersteller den Anteils des Rohstoffs reduzieren. Tesla setzt in seinen Batterien nur noch 2,8 Prozent Kobalt ein. Auch Volkswagen und andere etablierte Autohersteller treiben kobalt-arme Akkus voran und haben sich zur Kontrolle des Abbaus verpflichtet.. 2025 werden völlig kobaltfreie Batterien auf dem Markt sein, sagte Fichtner angesichts des aktuellen Entwicklungsstandes voraus. dpa/jo