Fasten im Corona-Lockdown: Sinnvoll oder nicht?
Fasten und Lockdown – passt das zusammen?
Das sollte erst mal jeder mit sich ausmachen. Aber grundsätzlich: Warum sollte man gerade in Zeiten von Corona und Lockdown nicht noch einen draufsetzen? Viele Menschen können sich gar nicht vorstellen, beispielsweise drei Tage ohne feste Nahrung zu leben. Unsere Vorfahren haben ja auch über längere Zeiträume nichts zu sich genommen, die konnten schließlich nicht jeden Tag ein Mammut erlegen. Unser Körper kennt also das Fasten. Nach mehreren Tagen tritt das Hungergefühl in den Hintergrund, und das kann ein unglaubliches Gefühl sein. Fasten kann auch die Selbstwirksamkeit stärken – eine positive Erfahrung gerade in diesen Zeiten.
Was kann mir eine Fasteneinheit psychologisch bringen?
Ein auch für die Psyche positiver Effekt kann die Gewichtsabnahme sein. Dies sollte aber nicht im Vordergrund stehen. Denn wenn man seine Ernährung nach dem Fasten nicht umstellt, hat man das verlorene Gewicht schnell wieder drauf. Eine gute Erfahrung kann sein, einfach bewusst mal zu verzichten. Und wenn man dann irgendwann etwas Saft oder Brühe zu sich nimmt, hat man ein ganz anderes Geschmackserlebnis. Überhaupt riecht und schmeckt vieles nach dem Fasten intensiver, eine Erfahrung, die ich jedem wünsche. Wer aber unter gesundheitlichen Einschränkungen leidet, sollte vorher seinen Arzt konsultieren.
Unter welchen Bedingungen sollte ich das Fasten lieber lassen?
Falls ich Zweifel habe, sollte ich vorher ganz tief in mich hineinhören, ob ich zurzeit die mentale Stabilität dafür habe. Auch wenn es mir nicht gut geht, ich mich depressiv fühle oder schlechte Stimmung habe, sollte ich mir überlegen, ob ich mir das antun will. Darin könnte aber wiederum auch eine Chance liegen. Damit ist nicht gesagt, dass Fasten gegen Depression hilft, aber manchmal kann es auch gut sein, seinen inneren Schweinehund zu überwinden. Die meisten Kontraindikationen beim Fasten sind in der Regel medizinischer Art.
Welche Alternativen bieten sich zum Heilfasten an?
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Ich bin da ein großer Verfechter von Bewegung. Man kann jetzt im kalten Winterwetter auch mal entgegen seiner Gewohnheit vor die Tür gehen. Oder sich fragen: Wie komme ich ohne Auto von A nach B? Wenn man beispielsweise aufs Auto verzichtet, tut man vielleicht nicht nur sich selbst damit etwas Gutes, sondern auch seinen Mitmenschen und der Umwelt. Dieses Bewusstsein kann gut für die Psyche sein. Es kann aber auch schon helfen, sich mal ganz allgemein bewusst zu machen, wie ich meinen Alltag gestalte und wie viel Zeit ich mit meinem Handy verbringe. Ich empfehle dabei aber, gelassen zu bleiben und sich nicht zu viel vorzunehmen. Gut sind neue Erfahrungen, denn davon zehren wir Menschen. Ob ich nun mehrere Tage faste oder bei der Kälte spazieren gehe, ist da zweitrangig.
Verena Maria Schurr