EU-Diplomatin Ashton in Ägypten: Gewaltausbruch überschattet Besuch

Catherine Ashton
Catherine Ashton Foto: DPA

Istanbul/Kairo (dpa) – Bei einem neuen Gewaltausbruch zwischen Christen und Muslimen hat es in Ägypten mindestens fünf Tote gegeben. In der Provinz Kaljubija nördlich der Hauptstadt Kairo kamen nach Angaben des Innenministerium vom Samstag vier Kopten und ein muslimischer Jugendlicher ums Leben. Neun Menschen seien verletzt worden.

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Auslöser der tödlichen Krawalle: Kopten sollen ein Kreuz auf eine Moschee gemalt haben. Wie staatliche ägyptische Medien berichteten, wiesen die Toten Schussverletzungen auf. Die Muslimbruderschaft und das renommierte Al-Azhar-Islam-Institut verurteilten die Gewalt und forderten Christen und Muslime zum Zusammenhalt auf.

Kopten riefen am Sonntag zu Demonstrationen auf, um den Opfern zu gedenken. In Ägypten leben etwa acht Millionen Kopten. Sie machen zehn Prozent der Bevölkerung aus. Immer wieder gibt es religiöse Unruhen zwischen Muslimen und Kopten, oft mit tödlichem Ausgang.

Einer der heftigsten Gewaltausbrüche war im Oktober 2011: Bei blutigen Zusammenstößen zwischen Kopten und Muslimen in Kairo kamen 26 Menschen ums Leben, überwiegend Christen. Die Jugendbewegung begann am Wochenende mit mehrtägigen Protesten gegen den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi. Dabei kam es zu Ausschreitungen in Kairo und anderen Städten.

In der Hauptstadt setzte die Polizei Tränengas gegen Demonstranten ein, die versuchten, zum Obersten Gerichtshof vorzudringen, wie die Onlineausgabe der Zeitung „Al-Ahram“ meldete. Die Demonstranten, größtenteils Anhänger der Jugendbewegung 6. April, feuerten dem Bericht zufolge Feuerwerkskörper auf die Sicherheitskräfte ab. Nach Angaben der Zeitung wurden mehr als 40 Menschen verletzt.

Die Protestbewegung hatte am Sonntag zu landesweiten Kundgebungen aufgerufen. Anlass war der fünfte Jahrestag des Arbeiteraufstands in Mahalla al-Kubra im Jahr 2008. Damals hatte die Jugendbewegung für den 6. April zu einem Streik aufgerufen, um das Regime von Präsident Husni Mubarak herauszufordern. Die Proteste änderten an den damaligen Machtverhältnissen wenig. Mubarak wurde erst im Arabischen Frühling 2011 gestürzt.

Überschattet von den Unruhen war auch der Ägyptenbesuch der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton. Die Diplomatin war am Samstagabend zu politischen Gesprächen nach Kairo gereist. Neben Präsident Mursi wollte sie dort auch die führenden Oppositionellen Amre Mussa, Mohammed ElBaradei und Hamdien Sabahi treffen.

Die Europäische Union sieht die Unruhen in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land mit Sorge und fordert einen Dialog aller Parteien. Derweil scheiterte vor einem Verwaltungsgericht in Kairo ein Islamist mit der Forderung, dass eine beliebte Satire-Show wegen Witzen über Mursi abgesetzt wird. Der Anwalt wollte zugleich auch die Schließung des Privatsenders CBC erreichen, bei dem die Sendung „Al-Barnameg“ des populären TV-Komikers Bassem Jussif ausgestrahlt wird. Das Gericht wies die Klage zurück.