EU wirbt mit Nackten für Datenbewusstsein

Brüssel. Die EU-Kommission wirbt – bislang weitgehend unbemerkt – auch in den Netzwerken für mehr Datenbewusstsein. In einem Video fliegen plakativ Menschen die Klamotten vom Leib, während sie Eingaben im Netz tätigen.

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Brüssel – Die EU-Kommission wirbt – bislang weitgehend unbemerkt – auch in den Netzwerken für mehr Datenbewusstsein. In einem Video fliegen plakativ Menschen die Klamotten vom Leib, während sie Eingaben im Netz tätigen.

Da sein, wo die Menschen auch sind – selbst wenn man es kritisiert: Die EU hat ihre Offensive für neue Datenschutzregeln mit eigenen Accounts flankiert. Bei Facebook, YouTube und auf Twitter informiert sie über ihr Anliegen, sparsam mit Daten umzugehen – und fordert zum regen Teilen der Botschaft auf.

Ein Video zeigt unter anderem einen Mann beim Online-Shopping, der seine Kontodaten eingibt – und dann nackt auf seinem Sofa sitzt, ohne es zu bemerken. Ähnliche Szenen spielen sich auch im Büro und am Flughafen ab.

Das gleiche Motiv greift die EU auch auf ihrer Seite auf, die sie zu ihrer Reform des Datenschutzes gestartet hat. Ein Mann geht in ein Internet-Café und kommt nackt wieder heraus. Von dort wird zur neuen Facebook-Seite des Justizzweigs der EU-Kommission verlinkt, die mit „Protecting your rights online“ überschrieben ist. In zehn Tagen hat die Seite knapp 400 Fans gefunden, darunter viele EU-Beamte. Zu einer Abstimmung, ob Nutzer nach ihrer Meinung volle Kontrolle über ihre persönlichen Daten in Sozialen Netzen haben, wird auch vom Twitter-Account verlinkt.

Ein zweites, vier Tage älteres Video zum europäischen „Data Protection Day“ greift die Situation eines Bewerbungsgesprächs auf, bei dem der Arbeitgeber in Facebook über verfängliche Fotos stolpert.

Mit ihrer neuen Initiative will die EU eine Neuregelung der aus dem Jahr 1995 stammenden Datenschutzrichtlinien umsetzen. Die Vorschläge von Justizkommissarin Viviane Reding sehen unter anderem ein Verfallsdatum für Daten im Netz vor. Die Kommission hat lediglich Vorschläge gemacht. Damit daraus Gesetze werden, müssen das Europaparlament und die EU-Staaten zustimmen. Bis neue, sicher noch abgeänderte, Regeln in Kraft treten, wird es mindestens zwei bis drei Jahre dauern.

Auf die Vorschläge kam viel Zuspruch, aber auch Kritik. Der rheinland-pfälzische Landesdatenschutzbeauftragten Edgar Wagner nannte das „Recht auf Vergessen zwar einen begrüßenswerten Wunsch – aber er sieht bislang noch keinen technischen Weg für einen “digitalen Radiergummi„. In manchen Punkten fielen die EU-Pläne auch deutlich hinter bestehendes deutsches Recht zurück. Wagner hat Facebook auch gerade in einem Gespräch mit der Allgemeinen Zeitung eine “Bedrohung" genannt. „Wir können niemanden mehr dazu raten, auf Facebook zu sein, wohlwissend, dass das naiv ist“, erklärte Wagner. Er kritisiert auch regelmäßig staatliche Stellen für deren Facebook-Auftritte.