Berlin/Brüssel

Höherer „Umweltbonus“ lässt auf sich warten: Im Dschungel der Bürokratie verschollen

Von Jochen Magnus
Bundeswirtschaftsmiinister Peter Altmaier müsste in seinem Haus wohl mal ein Machtwort sprechen. (Fotomontage aus zwei dpa-Bildern)
Bundeswirtschaftsmiinister Peter Altmaier müsste in seinem Haus wohl mal ein Machtwort sprechen. (Fotomontage aus zwei dpa-Bildern) Foto: dpa /jo

Im November 2019 hatte die Bundesregierung die Erhöhung des „Umweltbonus“ für Elektroautos beschlossen. Erwartet wurde die Verbesserung zum Jahreswechsel, doch nun scheint es noch Wochen oder Monate zu dauern, bis die erhöhte Förderung in Kraft treten wird.

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Käufer von rein elektrisch angetriebenen Autos sollen 6000 statt wie bisher 4000 Euro Zuschuss erhalten; bei aufladbaren Hybridfahrzeugen („Plug-in-Hybrid“) immerhin 4500 statt 3000 Euro. Über einem Netto-Listenpreis von 40.000 Euro – bis 65.000 Euro – sollen es noch 5000 bzw. 4000 Euro sein. Viele Interessenten warten nun seit Wochen mit dem Kauf der Fahrzeuge, weil sie die höhere Förderung einstreichen wollen. Die wird, wie bisher schon, je zur Hälfte von den Herstellern und vom Staat bezahlt.

Im Dezember hatte das zuständige Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) auf seiner Homepage, wo man die Förderanträge stellt, geschrieben, man warte noch auf die Freigabe durch die EU-Kommission. Vor einigen Tagen wurde der Text weniger konkret: „Zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine Informationen vor, wann und wie die Richtlinie zur Förderung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen geändert wird.“ Anrufen soll man nicht, so der Text weiter. Das wäre auch sinnlos, es hebt sowieso niemand ab, wie Medien und Prämien-Antragsteller berichteten.

Noch kein Antrag bei der EU eingegangen

Warum die Bafa zurückgerundert ist? Auf Nachfrage der Wochenzeitung „ZEIT“ bestreitet die EU-Kommission, dass der Antrag der Bundesregierung auf Freigabe der erhöhten Förderprämien überhaupt eingegangen sei. In einem Schreiben von Bafa-Chef Torsten Safarik heißt es: „Kurz vor Weihnachten wurden jedoch neue Wünsche zur Förderung zusätzlicher Fahrzeugarten an … das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) herangetragen, die sich in der internen Abstimmung im BMWi befinden." Also scheint sich die Bundesregierung nicht einmal einig darüber, welche Fahrzeuge überhaupt gefördert werden sollen. Das Wirtschaftsministerium bestätigt das noch laufende Verfahren und zeigt sich optimistisch, dass die Förderung anschließend zügig von der Kommission genehmigt werde. Laut Bafa liegen dafür bereits tausende Anfragen vor.

Stecken die Konzerne dahinter?

In Internetforen werden schon Theorien aufgestellt, dass VW hinter der Verzögerung stecke, weil der Konzern seine neue E-Auto-Reihe Id.3 noch nicht verkaufsbereit hat. Das ist aber unwahrscheinlich, denn VW bietet mit dem e-Up derzeit eines der günstigsten E-Einsteigerautos an. An einer Verzögerung kann den deutschen Autokonzernen nicht gelegen sein, denn falls sie zu wenig E-Autos verkaufen, drohen ihnen hohe Bußgelder wegen Überschreitung der seit Jahresanfang geltenden, strengeren Emissionsgrenzwerte.

Webseite des Bafa

Bericht in der „ZEIT“