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Deutschlands schönste Kuh: „Lady Gaga“ liebt das Rampenlicht

Von Irena Güttel
Landwirt Henrik Wille steht bei der 45. "Schau der Besten" hinter seiner Kuh "Lady Gaga", die den Wettbewerb gewann. Die Kuh gewinnt seit Jahren alle Schauen in Deutschland. Regelmäßig Duschen, Pediküre und Spezialfutter für eine gute Figur - das ist Lady Gagas Geheimnis. Sie liebt es im Rampenlicht zu stehen, sagt ihr Besitzer.
Landwirt Henrik Wille steht bei der 45. "Schau der Besten" hinter seiner Kuh "Lady Gaga", die den Wettbewerb gewann. Die Kuh gewinnt seit Jahren alle Schauen in Deutschland. Regelmäßig Duschen, Pediküre und Spezialfutter für eine gute Figur - das ist Lady Gagas Geheimnis. Sie liebt es im Rampenlicht zu stehen, sagt ihr Besitzer. Foto: dpa

Regelmäßig Duschen, Pediküre und Spezialfutter für eine gute Figur – das ist das Geheimnis von «Lady Gagas» Schönheit. Die Kuh mit dem berühmten Namen gewinnt seit Jahren alle Schauen in Deutschland. Wie lebt so ein Prachttier?

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„Lady Gaga“ nimmt erstmal in aller Ruhe eine Dusche. Mit einem Schlauch braust Henrik Wille sie ab, schäumt sie mit einem Schwamm ein und spült danach mit klarem Wasser hinterher. Dann ist der Star für das Interview bereit. Ganz still bleibt «Lady Gaga» an einem Halfter neben Wille stehen. Die Fotokamera stört die Kuh überhaupt nicht. Im Gegenteil, meint der Besitzer: «Sie steht da total drauf.»

Im Rampenlicht zu stehen, daran ist «Lady Gaga» gewöhnt. Immerhin ist sie die schönste Kuh Deutschlands. Seit 2013 gewinnt das schwarz-weiße Prachttier eine Schau nach der anderen – selbst deutlich jüngere Konkurrentinnen haben gegen sie keine Chance.

Elfeinhalb Jahre ist «Gaga» – wie Wille sie liebevoll nennt – alt, sieben Kälber hat sie geboren und 100 000 Liter Milch gegeben. Trotzdem bringt die Kuh Wille immer noch ins Schwärmen. «Sie ist größer und länger als alle anderen. Sie ist schlank, hat gute Beine und ein Traumeuter.» Eine natürliche Schönheit eben. Und Wille sorgt dafür, dass das möglichst lange erhalten bleibt.

Auf Willes Milchviehhof im niedersächsischen Essen bei Cloppenburg weht über der Stalltür ein Transparent. «Lady Gaga bleibt die Beste» steht dort geschrieben. Willes Schwestern haben es dort nach der letzten siegreichen Schau Ende Februar befestigt. In dem Stall lebt die Super-Kuh in ihrer eigenen Box. Zum Schutz, damit andere Kühe sie nicht verletzen können und weil die Versicherung es verlange, sagt der 37-Jährige.

Zum Schlafen legt sich «Lady Gaga» auf ein extra-weiches Bett aus Sägespänen, ihr Futter bekommt sie in einer Schüssel serviert. Zweimal die Woche wäscht Wille ihr Fell und behandelt es danach mit einem Pflegespray, damit die Haut nicht austrocknet. Etwa alle vier Wochen bringt ein spezieller Kuhfriseur «Lady Gagas» Fell in Form, die Pediküre übernimmt Wille selbst. Per Hand kürzt er ihr die Klauen. «Das ist eine Mordsarbeit.»

Wille hat noch mehr Schau-Kühe im Stall, eine Sonderbehandlung bekommt aber nur «Lady Gaga». «So eine Kuh hat man nur einmal im Leben», sagt er. Vor einer Schau geht sie wie alle vierbeinigen Supermodels in ein dreiwöchiges Trainingslager: täglich Waschen und Bürsten, nur das beste Futter, den Gang über den Laufsteg üben. Die Tiere soll das auch aufs große Schaulaufen und den ganzen Trubel drumherum vorbereiten.

Stefanie Pöpken vom Tierschutzverein Provieh sieht solche Schauen trotzdem kritisch. «Das ist immer mit Stress verbunden. Die Kühe sind in einer Halle mit Lärm und klatschenden Menschen», sagt die Rinder-Expertin. Im Gegensatz zu anderen Tieren sehe man es Kühen nicht an, wenn sie gestresst seien. «Die Kuh hat immer den gleichen Gesichtsausdruck.» Besonders problematisch findet sie, dass die Kühe von ihrer Herde getrennt werden. «Kühe sind sehr sozial. Sie gehen innige Bindungen zu anderen Kühen ein.»

Dass die vielen Schauen «Lady Gaga» stressen könnten, glaubt Wille nicht. Seit acht Jahren absolviere sie diese routiniert. Stress habe dabei vor allem ihr Besitzer. Für Wille beginnt während des Trainingslagers die Arbeit um fünf Uhr morgens und endet meist erst gegen elf Uhr abends. Daneben hat er noch 100 Milchkühe und 160 Jungrinder zu versorgen. Wieso tut er sich das an?

«Weil ich Bock drauf habe», sagt Wille. Mit sechs Jahren war er zum ersten Mal als Jungzüchter mit einem Kalb auf einer Schau. Diese seien für die Bauern wichtig, um zu sehen, wie sich die Töchter eines bestimmten Zuchtbullen entwickelten, erläutert Bianca Lind von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter. «Jeder Landwirt entscheidet selbst, welchen Bullen er an einer Kuh anpaart.»

«Lady Gaga» macht zurzeit eine Model-Pause. Im Herbst erwartet die Kuh ihr achtes Kälbchen. Wille hofft, dass es ein Kuhmädchen wird. Denn das könnte ihm viel Geld einbringen. Auf Auktionen wechseln Kühe nach Angaben von Lind für 1200 bis 1500 Euro den Besitzer. Töchter von Schönheitsköniginnen können dagegen schon mal mehrere Tausend Euro Wert sein.

Ob «Lady Gaga» nach der Babypause auf den Laufsteg zurückkehrt, kann Wille noch nicht sagen. Das kommt ganz auf ihre Form an.