Aleppo

Denis Cuspert stirbt bei Luftangriff: Das deutsche Gesicht des IS ist tot

IS-Terrorist Denis "Deso Dogg" Cuspert
IS-Terrorist Denis "Deso Dogg" Cuspert Foto: dpa

Erst Gangsta-Rapper, dann Vortragsreisender des deutschen Salafismus, schließlich Posterboy der Terrormiliz Islamischer Staat (IS): Der deutsche Islamist Denis „Deso Dogg“ Cuspert hat mit seiner Geschichte zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Jetzt ist er dem US-Pentagon zufolge tot, gestorben bei einem Luftangriff auf den IS in Syrien.

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Von unserem Redakteur Johannes Bebermeier

Der 39 Jahre alte Berliner ist einer Pentagonsprecherin zufolge schon bei einem Angriff vor knapp zwei Wochen, am 16. Oktober, nahe der inoffiziellen IS-Hauptstadt Al-Rakka getötet worden. Bereits seit Tagen gab es Berichte, das Fahrzeug Cusperts sei bei Luftschlägen in der Region von Tabkah getroffen worden. Cuspert wurde jedoch schon häufiger für tot erklärt, entsprechend groß war zunächst die Skepsis.

Cuspert wurde 1975 als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers in Westberlin geboren, wuchs dort in verschiedenen Stadtteilen, vor allem aber in Kreuzberg auf. Auf eine zerrüttete Kindheit folgte 2002 eine mäßig erfolgreiche Karriere als Gangsta-Rapper unter dem Pseudonym Deso Dogg. Cuspert nahm Drogen, war kriminell.

Seit 2007 dann inszenierte sich Cuspert als gläubiger Muslim. Spätestens 2010 tauchte er in die deutsche Salafistenszene ein, besuchte die als Zentrum des Salafismus berüchtigte Berliner Al-Nur-Moschee in Neukölln. Schon nach kurzer Zeit entwickelte er sich zu einem gefragten Gast auf salafistischen Veranstaltungen – gerade wegen seiner Vergangenheit. Er erzählte dort von seinem früheren, unsteten Leben, das er aus seiner Sicht hinter sich gelassen hatte, und seinem Weg zum Islam. Alles mit dem Ziel, vor allem junge Menschen für die salafistische Szene zu gewinnen.

Zum Jahreswechsel 2010/2011 führte ihn eine seiner Vortragsreisen nach Erkenntnissen des Berliner Verfassungsschutzes auch nach Rheinland-Pfalz, auf ein „Islamseminar“ der salafistischen Organisation „Die Wahre Religion“ in Mayen. Dort traf er den Verfassungsschützern zufolge auf „ein begeistertes Publikum“. Auch im Internet fanden seine Texte und Videos schnell große Verbreitung. Statt als Deso Dogg zu rappen, sang er nun als Abou Maleeq sogenannte Naschids, islamische A-capella-Lieder, die vom Musikverbot der strenggläubigen Salafisten ausgenommen sind und die Radikale wie Cuspert mit ihren Botschaften des bewaffneten Kampfs aufladen.

Cuspert radikalisierte sich weiter – und reiste schließlich aus. Im Juni 2012 steuerte er zunächst Ägypten an, rief von dort aus zu Anschlägen in Deutschland auf und brüstete sich damit, einen Märtyrertod sterben zu wollen. Anfang 2013 reiste er nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes weiter nach Syrien. Inzwischen unter dem Namen Abu Talha al-Almani („der Deutsche“) trat er in diversen IS-Videos auf, rief zu Gewalt auf, drohte mit Anschlägen. Zunächst richtete er sich vor allem an ein deutsches Publikum, später auch an ein internationales.

Die Verfassungsschützer glauben, dass er „eine exponierte Stellung als deutschsprachiger Propagandist des Islamischen Staates“ innehatte. Um für den Kampf zu werben, musste er sich zumindest als Kämpfer inszenieren, zeigte sich im Tarnanzug mit Kalaschnikow – und posierte mit Leichen. Die US-Behörden hielten ihn auch für gefährlich genug, um ihn Anfang des Jahres auf ihre Terrorliste zu setzen. Auch auf der Terrorliste der Vereinten Nationen wurde sein Name geführt. Er galt damit für die USA als jemand, der einen terroristischen Akt begangen hat oder ein ernsthaftes Risiko für die nationale Sicherheit darstellt.

Ob Cuspert aber tatsächlich regelmäßig für den IS in Gefechte zog, ist ungewiss. Gut möglich, dass die Terrormiliz ihn als wichtige Figur der Propaganda bei den heiklen Kampfeinsätzen lieber zu Hause ließ.