Deutschland

Corona-Pandemie: So gehen die Bürger mit dem Virus um

Von Christian Kunst
Frauen neigen in der Corona-Krise laut einer Umfrage zum Aktionismus.
Frauen neigen in der Corona-Krise laut einer Umfrage zum Aktionismus. Foto: Belkin & Co - stock.adobe.com

Von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie ist in Ermangelung eines Impfstoffes und wirksamer Medikamente das Verhalten der Bevölkerung. Dies hängt wiederum ganz wesentlich davon ab, wie sie die Risiken des Virus und der Pandemie einschätzt. Darüber gibt eine wöchentliche, repräsentative Live-Online-Umfrage unter 1000 Bürgern Aufschluss, deren Ergebnisse unserer Zeitung vorliegen.

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An dem Projekt der Uni Erfurt beteiligen sich unter anderem das Robert Koch-Institut, das Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation, das Science Media Center in Köln, das Bernhard Nocht Institute for Tropical Medicine und das Yale Institute for Global Health. Wir haben wichtige Erkenntnisse aus den ersten beiden Umfragewellen (die zweite fand am 10. und 11. März statt) zum neuartigen Coronavirus zusammengestellt:

  • Viele Bürger haben bereits ein hohes Maß an Wissen, ergreifen wirksame Schutzmaßnahmen, wie das Meiden von Menschenansammlungen, allerdings noch nicht ausreichend.
  • Nur sehr wenige haben ihr Leben und ihre Gesundheitsvorsorge bislang auf die neue Lage eingestellt: 20 Prozent haben bereits Medikamente gekauft, die sie regelmäßig brauchen, 20 Prozent haben es vor (Vorwoche: 18 Prozent, 17 Prozent).
  • Bislang haben nur 21 Prozent (Vorwoche: 15 Prozent) Großveranstaltungen gemieden, 38 Prozent (Vorwoche: 31 Prozent) haben es vor.
  • Nur 15 Prozent der Befragten haben berufliche, private oder Urlaubsreisen bereits storniert (Vorwoche: 8 Prozent), etwa 20 Prozent erwägen es für die nahe Zukunft (Vorwoche: 13 Prozent).
  • Überraschend hoch ist die Bereitschaft, sich so einzuschränken, dass der Ausbruch vom Gesundheitssystem noch zu bewältigen ist. Noch höher ist sie, wenn Bürger begreifen, dass mit eigenen Einschränkungen andere geschützt werden, die schwerer betroffen sein könnten. Menschen zeigen auch für striktere Maßnahmen eine hohe Akzeptanz.
  • 17 Prozent (Vorwoche: 13 Prozent) meiden Personen aus Ländern, in denen vermehrt Infektionen auftreten; 40 Prozent haben sich dies vorgenommen (Vorwoche: 35 Prozent). Menschen aus betroffenen Gebieten werden besonders gemieden von Personen, die ihre Erkrankungswahrscheinlichkeit als hoch, das Virus als nah einschätzen und ein geringeres Vertrauen in die Behörden besitzen. Die Mehrheit missbilligt aber Diskriminierung.
  • Zum „Aktionismus“, also zum Beispiel dem Tragen einer Atemschutzmaske, der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder Vorsicht beim Öffnen von Post, neigen weniger als 10 Prozent der Befragten, darunter allerdings mehrheitlich Frauen.
  • Die Ängste der Menschen sind gestiegen: Ein Drittel berichtet, dass es häufig oder dauernd an Corona denkt, in der Vorwoche war es nur ein Viertel. 52 Prozent (Vorwoche: 48 Prozent) finden das Coronavirus „eher besorgniserregend“ oder „besorgniserregend“. 41 Prozent (Vorwoche: 36 Prozent) finden das Coronavirus „eher Angst einflößend“ oder „Angst einflößend“.
  • Die Bevölkerung hat am meisten Vertrauen in das bundeseigene Robert Koch-Institut, gefolgt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Länder- und Bundesministerien wird weniger vertraut.