Automatensprenger sind Profis: Machen es Banken in Rheinland-Pfalz den Kriminellen zu leicht?
Fest steht: Die Serie der Geldautomatensprengungen im Land hat nach dem Spitzenjahr 2018 noch weiter an Fahrt aufgenommen. Die Täter sind nach Erkenntnissen der Ermittler meist Profis, international unterwegs und schwer zu fassen. Sie richten häufig hohen Schaden an und gefährden immer wieder auch Menschenleben.
Innenminister Roger Lewentz (SPD) sieht bei der Bekämpfung dieses Kriminalitätsfeldes auch die Geldinstitute in der Pflicht, es den Tätern so schwer wie möglich zu machen. Doch vom Beratungsangebot des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamtes (LKA) habe bislang nur eine Bank im Bundesland mit ihren rund 20 Filialen Gebrauch gemacht, heißt es im Innenministerium. Lewentz hatte bereits im Frühjahr angekündigt, die Gespräche mit den Banken und Kreditinstituten weiter zu intensivieren, um einen gesellschaftlichen Druck für mehr Prävention aufzubauen. Als Beispiel nannte er die Einfärbung von Geldscheinen sowie Sicherheitstechnik. „Ich erwarte den höchsten Standard, den es gibt. Der Markt gibt da einiges her.“ Das LKA werde sein bislang kaum angenommenes Präventionsangebot jetzt noch einmal erneuern, sagte Lewentz.
Die Geldinstitute betonen dagegen ganz allgemein, wie wichtig ihnen der Schutz ist. Hans-Karl Mertes vom Bankenverband Rheinland-Pfalz sagt: „Ich gebe diese Einladungen vom LKA immer weiter.“ Allerdings würden fast alle im Landesverband organisierten Banken aus anderen Bundesländern gesteuert, wie etwa die Deutsche Bank, die Commerzbank oder die Postbank. Die Zusammenarbeit mit den Behörden am Ort, auch mit der Polizei sei gut, sagte eine Sprecherin des Genossenschaftsverbands ganz allgemein. Das LKA werde auch bei Fachtagungen zu dem Thema gehört.
Beim Sparkassenverband heißt es: Oberstes Schutzziel sei, „Menschen vor Schaden und Werte vor unerlaubtem Zugriff angemessen zu schützen“. „Die rheinland-pfälzischen Sparkassen setzen eine Reihe von Präventiv- und Sicherheitsmaßnahmen gegen Sprengungen von Geldautomaten ein“, betont Charalampos Charalampidis vom Verband. Dazu gehöre auch: Alle Sparkassen würden vom Verband – in enger Zusammenarbeit und unter Beteiligung des LKA – regelmäßig in Fachtagungen darüber informiert. Die mitunter gehörte Behauptung, die Banken parkten lieber Zehn- und Hunderttausende Euro in einem Geldautomaten, als Zinsen bei den Landesbanken dafür zu bezahlen, weist die Kreditwirtschaft zurück.
Geldautomaten seien sehr wichtig, um die Verbraucher mit Geld zu versorgen. Die Höhe der Befüllung sei vom Standort und dem Versicherungsumfang abhängig und eine individuelle geschäftspolitische Entscheidung. Zudem zahlten die Bürger ja auch Geld in die Automaten ein. Die Investitionen der Deutschen Kreditwirtschaft zur Prävention seien „erheblich“, betont der Bundesverband in Berlin, ohne Zahlen zu nennen. Eine pauschale Lösung gebe es aber nicht. „Die Präventionsmaßnahmen müssen so vielfältig sein, wie die Varianten der Angriffsszenarien.“ Jedes Institut entscheide daher für seinen Standort.
Welche Folgen eine Sprengung auch haben kann, zeigt ein Fall von Ostern in Mainz: Spezialisten mussten einen Tresor Tage nach der Straftat kontrolliert sprengen, weil sie darin noch Sprengstoffreste vermuteten. Zuvor waren Spezialkräfte aus Baden-Württemberg angereist, um es mit einem Wasserstrahlschneidegerät zu versuchen, aber ohne Erfolg. Rund 400 Mainzer in einem Radius von 100 Metern mussten vorsichtshalber ihre Wohnungen verlassen – das gesamte Gebiet war rund neun Stunden lang gesperrt.