Angst ist unbegründet – Experten: „Die Versorgungssituation ist gesichert“

Von Markus Kuhlen
Symbolbild
Symbolbild Foto: dpa

Ein paar Tage lang ging in Deutschland eine diffuse Angst um, die zuvor den Allermeisten unbekannt gewesen sein dürfte: die Angst, sich nicht mehr ausreichend mit Essen versorgen zu können. Bilder von leer gekauften Regalen kursierten, Menschen rollten Unmengen haltbarer Lebensmittel aus den Supermärkten. Umso beruhigender ist die Aussage von Christian Böttcher: „Die Versorgungssituation mit Lebensmitteln in Deutschland ist gesichert. Wir sind für die aktuelle Situation gut aufgestellt“, sagt der Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH). „Es gibt keine Engpässe.“

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Und auch mit Blick auf die derzeit recht ungewisse Zukunft ist Böttcher nicht bange. „Die Branche ist so gut vorbereitet, wie man sich eben vorbereiten kann.“ Heißt konkret, dass die Unternehmen sich mit Notfallplänen für allerhand Krisenszenarien gewappnet haben. „Die Unternehmen der Lebensmittelbranche sind Teil der sogenannten kritischen Infrastruktur. Wir müssen auf Notlagen vorbereitet sein – und wir sind es auch.“

Das beginnt beim Personal. Die beste Versorgung mit Waren ist wenig wert, wenn es in den Läden krankheitsbedingt keine Mitarbeiter mehr gibt, die die Lebensmittel verkaufen können. Deshalb gelten strenge Regeln, die über die verschärften Maßnahmen zu Handhygiene und dem Einhalten der Hustenetikette hinausgehen. „Viele Unternehmen wirken beispielsweise sehr aktiv auf die Reiseplanung der Mitarbeiter ein. Dienstreisen werden auf ein Minimum reduziert“, erklärt Böttcher.

Und wenn es doch passiert? Wenn Mitarbeiter ausfallen, weil sie erkranken oder ein Quarantänegebiet nicht verlassen dürfen? „Auch dafür gibt es Notfallpläne. Dann wird Personal im Unternehmen umgeleitet. Im Extremfall wäre auch denkbar, dass Unternehmen externe Kräfte verpflichten.“

Auch für ein anderes wichtiges Thema gibt es Notfallpläne in den Schubladen. Sollten in Deutschland großflächig Quarantänegebiete eingerichtet werden, könnte das die Versorgung der Verkaufsstellen erschweren, wenn Regionen mit großen Zentrallagern betroffen sind. „Die Unternehmen wissen dann sehr gut, welches Lager welchem anderen aushelfen kann und wie die Logistik angepasst werden muss“, erläutert Böttcher. Das Gleiche gilt, wenn Verkaufsstellen ausfallen, weil sie in Quarantänegebieten liegen. „Dann müssen und werden andere einspringen.“

Generell sieht Böttcher die Branche gut aufgestellt – auch weil sie einen Startvorteil hat: „Wir verkaufen Lebensmittel. Hygiene ist für uns ein extrem wichtiges Thema, auf das penibel geachtet wird.“ Einen Wunsch hat der Branchenfachmann dennoch an die Politik. „Was uns im Krisenfall hilft, ist, wenn Entscheidungen schnell und übersichtlich fallen. Das ist bei der föderalen Zuständigkeit für wichtige Bereiche des Krisenmanagements schon manchmal eine Herausforderung.“ Jüngst sei bei der Aufhebung des Sonntagsfahrverbots für Lkw zwar in den großen Bundesländern schnell gehandelt worden, dennoch bedurfte es aus jedem Land einer einzelnen Entscheidung. Böttchers Wunsch ist, dass in Krisensituationen die Kommunikation zwischen Bund, Ländern, Kommunen standardisiert und schnell verläuft. Damit weiter gelten kann: Die Versorgung ist gesichert.

Markus Kuhlen