Wissenschaft
Spektakuläres Vulkan-Video: Die Erde kann auch Feuerwerk

Jakarta/München - Feuerschweife, die in den Himmel steigen, zu Kaskaden zerplatzen, dazu Ausrufe des Erstaunens: Ein pünktlich zum Jahresende hochgeladenes Video dokumentiert ein ganz besonderes Feuerwerk. Spektakuläre Bilder eines "großen Knall" auf einer Vulkaninsel, die noch kaum ein Mensch betreten hat. 

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Jakarta/München – Feuerschweife, die in den Himmel steigen, zu Kaskaden zerplatzen, dazu Ausrufe des Erstaunens: Ein pünktlich zum Jahresende hochgeladenes Video dokumentiert ein ganz besonderes Feuerwerk. Spektakuläre Bilder eines „großen Knall“ auf einer Vulkaninsel, die noch kaum ein Mensch betreten hat.

Der Münchner Richard Roscoe hatte für Silvester die Pläne wie viele andere auch: „Ein bisschen Feuerwerk abfackeln“. Dabei ist er jemand, der Feuerwerk mit gigantischer Urgewalt aus dem Inneneren der Erde aus nächster Nähe erlebt, wann immer sich ihm die Gelegenheit bietet. Am liebsten mag er „Vulkane, wo man zum Krater vordringen kann, um die Aktivität aus nächster Nähe zu sehen und zu spüren.“ Das Video, das der Fotograf und Filmer jetzt bei YouTube hochgeladen hat, ist aus größerer Entfernung entstanden, knapp einen Kilometer entfernt, schätzt er. Dafür brennt der Batu Tara ein Feuerwerk ab, das auch am Jahreswechsel seinesgleichen sucht. „Das will ich an Silvester haben“, war einer der ersten Kommentare auf der Videoplattform.

Man hört auf dem Video Ausrufe des Erstaunen, als der Vulkan so richtig loslegt. Es ist ein strombolianischer Vulkan – der Vulkantyp hat seinen Namen vom Stromboli. Es steigen ständig Gase unter dem Magma auf – und wenn sich genug Gas gebildet hat, zerplatzen die Blasen und schleudern Magmafetzen in die Luft. Das Feuerwerk geht los. Alle 20 bis 30 Minuten war das am Batu Tara so.

Richard Roscoe hat einiges auf sich genommen, um die Bilder zu bekommen. Mit einem Kanu hat er sich absetzen lassen an einer Küste, die zum größten Teil schroff abfällt. Zuvor sieben Stunden Überfahrt mit einem Thunfischboot, dessen Besatzung lieber auf dem Meer ist als Touristen auf eine Insel zu bringen, die auf vielen indonesischen Karten nicht verzeichnet ist. Zu einem Vulkan, der vielen Einheimischen nicht geheuer ist. „Tabu“ sei der gar, musste eine andere deutsche Gruppe erfahren, denen der Bootsführer davonlief. Sie schaffte den Weg und eine Beschreibung auf der Seite vulkane.net aber dann doch.

Auf dem Rücken des Vulkans, der Insel Komba, haben vielleicht 50 Menschen gestanden, dazu Fischer, aber die dann eher notgedrungen. Das könnte sich ein bisschen ändern, nachdem Richard Proscoe mit Tom Pfeiffer von dem Spezialreiseveranstalter Volcanodiscovery für eine Testexpedition mit mehreren Vulkanbegeisterten dort war. Und nachdem er das spektakuläre Video gemacht hat.

Der gebürtige Engländer Roscoe hat dafür dreieinhalb Tage auf der Insel verbracht, in denen er nur tagsüber mal geruht hat. Jede Nacht hat er an dem Aussichtpunkt gestanden. Bei der Eruption, die er dann im Video festhielt, hatte er den Eindruck: Die Phase, in der sich das Gas sammelt, ist anders – jetzt könnte etwas Größeres kommen. Er richtete seine Spiegelreflexkamera (Canon 5D Mk2) auf den Krater – „meine eigentliche Videokamera war schon am ersten Tag ausgefallen“. Und dann kam der „große Knaller“, wie er es selbst nennt. Der Vollmond stand gut, die Aufnahme gelang. Und wird ihm vielleicht helfen.

Er ist promovierter Biologe, arbeitet hauptberuflich im Patentwesen – und legt bei seinen Trips zu den Vulkanen in der Freizeit drauf, obwohl er Bilder verkauft und als Berater arbeitet. Die Aufenthalte selbst sind oft nicht so teuer: „Man schläft meist im Gelände und ernährt sich von Supermarktkost. Viele könnten sich ab und zu eine Reise zum Vulkan leisten.“

Er hätte aber auch schon mehrfach fast mit dem Leben bezahlt. Wer es mag, die Schockwellen der Explosionen so richtig zu hören und irgendwann ziemliche Kopf- und Ohrschmerzen zu haben, wer nah rangeht. setzt sich manchmal unberechenbaren Gefahren aus. Einmal ging er am Lengai Vulkan eine vermeintlich harmlose Strecke. Stunden später brach die Erde ein – er war über eine dünne Kruste mit einem darunterliegenden versteckten Lavasee gelaufen. Wie es ihm ergangen wäre, lässt sich in einem Video von ihm erahnen, das bald auf sechs Millionen Abrufe kommt. Eine Gruppe simulierte mit einem 30 Kilo schweren mit organischem Material gefüllten Rucksack, was passiert, wenn ein Mensch in einen Vulkan stürzen würde.

Und wer mit dem Feuer spielt, lässt es auch an Silvester krachen? „Ich denke schon, dass Feuerwerk die meisten Vulkanbegeisterten auch anspricht.“ Selbst wenn es vorhersehbar ist...

Spektakuläre Fotos und (englischsprachige) Informationen zum Batu Tara und vielen anderen Vulkanen gibt es auf Roscoes Seite photovolcanica.com.

Von Lars Wienand

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