Die Milchstraße tankt auf

Notre Dame (USA). Ohne Zustrom von außen würde die Milchstraße ihren Gasvorrat innerhalb weniger hundert Millionen Jahre verbrauchen – es könnten längst keine neuen Sterne mehr entstehen. Doch zwei amerikanischen Forschern ist es nun erstmals gelungen, Gaswolken in ausreichender Zahl nachzuweisen, die in die Galaxis fallen und so Materie für die Entstehung weiterer Sterne nachliefern. Die Astronomen berichten im Fachblatt „Science“ über ihre Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble.

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Notre Dame (USA) – Ohne Zustrom von außen würde die Milchstraße ihren Gasvorrat innerhalb weniger hundert Millionen Jahre verbrauchen – es könnten längst keine neuen Sterne mehr entstehen. Doch zwei amerikanischen Forschern ist es nun erstmals gelungen, Gaswolken in ausreichender Zahl nachzuweisen, die in die Galaxis fallen und so Materie für die Entstehung weiterer Sterne nachliefern. Die Astronomen berichten im Fachblatt „Science“ über ihre Beobachtungen mit dem Weltraumteleskop Hubble.
„Wir konnten zeigen, dass ionisiertes Gas im Halo der Milchstraße ausreichend Nachschub an Materie liefert, um die fortgesetzte Entstehung neuer Sterne anzutreiben“, schreiben Nicolas Lehner und Christopher Howk von der University of Notre Dame in den USA. Bisherige Versuche, den Zustrom von Gas nachzuweisen, hatten eine um einen Faktor 10 zu geringe Menge aufgespürt: In der Milchstraße entstehen pro Jahr ein bis zwei neue Sterne, die bislang aufgespürten Wolken liefern aber nur 0,1 Sonnenmassen pro Jahr.
Das Problem: Es ist sehr schwierig, die Entfernung von Gaswolken zu bestimmen. So ist zumeist unklar, ob sich solche Wolken in der Milchstraße oder vielleicht weit entfernt im intergalaktischen Raum befinden. Lehner und Howk haben dieses Problem mit einem Trick gelöst.
Sie haben in den Spektren von 28 weit entfernten, aber noch zur Milchstraße gehörenden Sternen nach Anzeichen für große Gaswolken gesucht. Tatsächlich konnten sie in etwa der Hälfte der Spektren eine Absorption der Sternstrahlung durch ionisierte Wasserstoffwolken nachweisen, die mit hohen Geschwindigkeiten von 90 bis 170 Kilometern pro Sekunde in die Milchstraße hineinfallen. Die bekannte Entfernung der Sterne setzt jeweils eine Obergrenze für die Entfernung der Gaswolken – sie müssen sich also bereits innerhalb des Milchstraßen-Halos befinden.
Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass es auch Gaswolken mit noch höheren Geschwindigkeiten gibt. Solche Gaswolken fanden Lehner und Howk bei ihren Beobachtungen jedoch nicht. Die beiden Astronomen ziehen daraus den Schluss, dass sich Gaswolken mit Geschwindigkeiten von mehr als 170 Kilometern pro Sekunde außerhalb des galaktischen Halos befinden müssen. „Dies könnte die nächste Welle einfallenden Materials sein“, so die beiden Forscher. wsa