Altenkirchen

Fachgroßhandel KUSS meldet Insolvenz an – Insolvenzverwalter optimistisch

Es trifft Märkte in sieben Städten: Die Kuss-Gruppe mit Sitz in Altenkirchen und Standorten etwa in Diez, Ransbach-Baumbach, Kastellaun oder Kirn hat wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenzantrag gestellt. Der vorläufige Insolvenzverwalter gibt sich aber optimistisch.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

Die rund 200 Beschäftigten hatten ihre letzten Löhne und Gehälter im September bekommen, jetzt gibt es bis Ende Dezember Insolvenzgeld: Die Kuss-Gruppe hat beim Amtsgericht Betzdorf einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt, wie das Gericht auf Anfrage bestätigt.

Die Kuss-Gruppe liefert ein breites Spektrum an Waren von Werkzeugen und Eisenwaren, über Stahl, Bauelemente sowie Produkte aus den Bereichen Sanitärbedarf, Installation, Heizung, Klima- und Lüftungstechnik. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Jens Lieser aus Koblenz bestellt. Er wird die Beschäftigten auf Betriebsversammlungen am kommenden Montag über die weiteren Schritte informieren.

Viele Standorte

Wie Lieser mitteilt, haben neun Gesellschaften der Kuss-Gruppe, die im nördlichen Rheinland-Pfalz, in Hessen und Nordrhein-Westfalen im Stahl- und Sanitärgroßhandel tätig sind, den Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt. Die Besitzgesellschaften der Kuss-Gruppe seien von der Insolvenz nicht betroffen. Lieser und sein Team verschaffen sich nun vor Ort einen Überblick über die wirtschaftliche Situation. In den vergangenen Jahren war Kuss stark gewachsen. 1988 war der Fachgroßhandel Diener in Diez übernommen worden, 1991 Julius Zimmer in Kastellaun, 2003 Wettbewerber Menningen in Ransbach-Baumbach zumindest mehrheitlich, 2006 Eisen Häss in Neuwied. Auch in Kirn (Julius Zimmer) und seit 2012 auch in Königswinter-Oberpleis gibt es Standorte.

„Die Kuss-Gruppe ist ein im Kern gesundes Unternehmen, und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Traditionsunternehmen und seine Mitarbeiter nach einer nachhaltigen Sanierung eine Zukunft haben“, sagt Lieser. Wsa ihn optimistisch sein lässt: Mitarbeiter und Lieferanten, aber auch die Einkaufsverbände haben offenbar signalisiert, zur Kuss-Gruppe stehen und sie in dieser schwierigen Phase weiter beliefern und unterstützen werden. „Damit ist auch die uneingeschränkte Lieferfähigkeit und Fortführung des Betriebs garantiert.“ Kunden könnten ihre Waren weiter bestellen und bestellte Waren wie bislang umgehend beziehen.

Alle Verkaufsstellen blieben offen, sagt Lieser. Durch den den Insolvenzantrag soll der eingeleitete Restrukturierungsprozess fortgesetzt werden. Mit den Instrumenten der Insolvenzordnung könne die Restrukturierung mit mehr Nachdruck erzielt und ein Neustart ermöglicht werden. Der vorläufige Insolvenzverwalter und die Geschäftsleitung werden in Kürze Gespräche mit möglichen Investoren führen.

Die Anfänge reichen zurück bis 1840, als Carl Winter in der Stadtmitte von Altenkirchen ein Kolonial- und Eisenwarengeschäft eröffnete. 1912 hatte der aus dem Hunsrück stammende Karl Kuss das Unternehmen von Winters Erben gekauft.