Zu Hause mal eben das Ersatzteil programmieren
Von Marcus Schwarze und Tom Nebe (dpa)
„Fertig montierte Drucker gehen ab 500 Euro los“, sagt Ines Walke-Chomjakov, Expertin für 3-D-Drucker beim Magazin „PC Welt“. Kürzlich gab es gar bei Tchibo ein solches Gerät – ob es sich auch verkauft hat, darüber schweigt sich das Unternehmen aus. Nach oben gibt es keine Grenzen – Spitzenmodelle können auch mehrere Tausend Euro kosten. Technisch versierte Nutzer sparen durch den Kauf von Druckerbausätzen gegenüber Fertiggeräten etwas Geld. Bekannte Markennamen sucht man bisher vergeblich. „Große Player sind im Endverbrauchermarkt noch nicht vertreten“, sagt Walke-Chomjakov. Die Namen auf dem Markt heißen MakerBot, Pearl, RepRap, XYZprinting oder Ultimaker.
Je teurer, je präziser
Beim Preis gilt: Je höher, desto feiner arbeiten die Geräte in der Regel. „Die gedruckten Flächen werden dann homogener, mehr Details darstellbar“, sagt Walke-Chomjakov. Teurere Modelle haben bis zu vier Druckköpfe und können mehrere Materialien gleichzeitig verarbeiten. So sind mehrfarbige Muster oder das Verarbeiten verschiedener Kunststoffe möglich. Je größer der Bauraum des Druckers ist, desto größere Objekte kann er herstellen.
Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass der Drucker auch ohne angeschlossenen PC nutzbar ist. „Günstige Geräte haben oft keine Bedienelemente und können nur über Software gesteuert werden“, sagt Peter König. Fährt der PC dann während des oft mehrere Stunden dauernden Drucks in den Ruhemodus oder bricht aus anderen Gründen den Datenstrom ab, ist das Druckobjekt verloren. Komfortabler und sicherer sind Geräte, die von externen Datenträgern drucken.
Das Druckmaterial kommt meist von einer Spule. Es ist Kunststoffdraht in verschiedenen Stärken und mit unterschiedlicher Zusammensetzung. Rund 50 Euro kostet ein Kilogramm.
Ersatzteile nachdrucken
Die Wahl des Rohstoffes bestimmt letztlich das Objekt. Für den Druck einer Teetasse eignet sich nach Angaben einer Expertin nur lebensmittelechter und hitzebeständiger Kunststoff. Geschirr drucken aber die wenigsten Anwender. Der praktische Nutzen von 3-D-Druckern liegt im Nachbau schwer zu beschaffender Gegenstände: etwa das vergriffene Plastik-Ersatzteil für den Oldtimer, eine Handyhülle oder der verlorene Stöpsel der Luftmatratze. Nahezu alles ist druckbar – sofern es aus Kunststoff ist. Drucke aus Titan oder Gold können nur Profis herstellen. Bei Elektronikteilen müssen auch sie passen.
Für den Druck eines Gegenstandes braucht man Vorlagen. Im Internet gibt es eine Reihe von Fanforen, die kostenlosen Zugang zu Druckmodellen bieten. Wer eigene Dinge erschaffen will, braucht entsprechende Software. „Es gibt dafür gute kostenlose Angebote im Internet“, sagt König und nennt Tinkercad und SketchUp als Beispiele. Darin ist aber eine gewisse Einarbeitung nötig.
Nach Angaben der Computerzeitschrift „c’t“ eignen sich die für den Privatmarkt konzipierten Geräte nicht für Ersatzteile, die hohen Belastungen ausgesetzt sind. Ein verschlissenes Fahrradritzel etwa sollte aus Metall mit ausreichender Stabilität verarbeitet werden. „Trotz allem lohnt es sich nicht, ein solches Ritzel in 3-D drucken zu lassen, denn es wäre um ein Vielfaches teurer als eines aus der Massenproduktion“, urteilt die Zeitschrift. Dennoch boomen neue Dienste, die eigene Vorlagen professionell in 3-D ausdrucken. Manch ein Dienstleister übernimmt auch das Einscannen von Objekten.
Der kleine Klon
Eine Idee ist zum Beispiel der persönliche Klon als kleine Statue: Die Hamburger Firma Twinkind nutzt dafür ein besonderes Verfahren namens 3-D-Pulverdruck. Zunächst wird der Mensch von allen Seiten fotografiert, dazu dient ein Studio in der Hamburger City mit mehreren Dutzend Kameras. Am Computer wird daraus das 3-D-Modell zusammengesetzt. Später druckt eine Maschine die Figur aus Polymer-Gips. Das kostet zwischen 225 und 290 Euro.
In den Niederlanden bietet die Firma MiniYours Schwangeren an, auf Basis von Ultraschalldaten eine Kopie des Fötus realitäts- und größengetreu auszudrucken, wie Zeit Online kürzlich berichtete. Der Preis: 600 Euro.
In Bremen stellt ein Spezialist für Seniorennahrung, die Biozoon GmbH, einen Essensdrucker her, mit dem Nahrung püriert, gesiebt und dann mit einer patentierten Geliermischung stabilisiert wird. Menschen mit Kau- und Schluckbeschwerden müssen auf diese Weise nicht auf feste Nahrung verzichten, sondern erhalten beispielsweise einen gedruckten Hühnerschenkel, der leichter genießbar ist.