Lahnstein

Bildung: Aktion „Wahlzeit!“ krempelt Lehrplan um

Wenn Steffen Schmelzeisen von seinem Interview mit dem FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle erzählt, fallen Superlative: Als „einmalig“ und als „Wahnsinnserlebnis“ bezeichnet der 17-Jährige das Treffen.

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Für ihre U18-Wahl legten sich die Schüler des Johannes-Gymnasiums ins Zeug und gestalteten Wahlwerbung für ihre Schule.
Für ihre U18-Wahl legten sich die Schüler des Johannes-Gymnasiums ins Zeug und gestalteten Wahlwerbung für ihre Schule.
Foto: Hantzschmann

„Ich habe unheimlich viel aus dieser Aktion mitgenommen.“ Der Gymnasiast war zusammen mit seinem gleichaltrigen Mitschüler Jan-Nikolaus Lieberum Mitte September im „Wahlzeit!“-Studio der Rhein- Zeitung und hatte die Möglichkeit, dem Spitzenpolitiker „auf den Zahn zu fühlen“, wie er selbst sagt. „Die ,Wahlzeit!'-Aktion war richtig gut“, sagt er zurückblickend.

Motivation für die Schüler

Die Nachricht, dass zwei Schüler an einem Interview mit Brüderle beteiligt sind, verbreitete sich am Johannes-Gymnasium in Lahnstein blitzschnell. „Dadurch haben sich Schüler mit der Bundestagswahl beschäftigt, die das sonst vielleicht nicht gemacht hätten“, sagt Schmelzeisen. Das Johannes-Gymnasium beteiligt sich an der „Wahlzeit!“-Aktion unserer Zeitung und hat den Lehrplan für Sozialkunde in den oberen Klassen umgekrempelt.

Bereits knapp fünf Wochen vor der Bundestagswahl erhielten mehrere Kurse an der Schule unsere Zeitung kostenlos und konnten sich intensiv mit der Berichterstattung zur Wahl auseinandersetzen. Der Sozialkundekurs von Norbert Kalt hatte den Auftrag, alle Artikel, die sich mit dem Thema Wahl beschäftigten, auszuschneiden und zu lesen.

„Vor allem die 18-Fragen- Serie in der Rhein-Zeitung war hilfreich, weil wir dadurch sehr gut die Parteien vergleichen konnten“, erzählt Norbert Kalt. Seine Schüler analysierten Programminhalte und Wahlkampfmethoden der Parteien. Außerdem organisierte sein Leistungskurs eine U18-Wahl für die ganze Schule. Von den rund 900 Schülern am Johannes- Gymnasium gaben mehr als 430 ihre Stimme ab.

Die älteren erklärten den jüngeren Schülern, wie die Wahl funktioniert und was es mit der Erst- und Zweitstimme auf sich hat. Die Ergebnisse schickten die Jugendlichen nach Berlin an das offizielle U18-Wahlbüro, wo alle Wahlergebnisse der deutschlandweit 1500 teilnehmenden Schulen gesammelt wurden.

„Ich denke, dass so eine simulierte Wahl einen großen motivierenden Effekt auf die Jugendlichen hat“, sagt Kalt.

Nachbereitung der Bundestagswahl

Nach der echten Bundestagswahl will der Lehrer mit seinen Schülern über die Regierungsbildung sprechen – angesichts der schlechten Prognosen für die FDP und der bisher strikten Absage der SPD an eine Große Koalition dürfte dieses Thema genügend Gesprächsstoff hergeben.

Auch nach der Bundestagswahl am Sonntag erhält das Johannes- Gymnasium täglich die Rhein-Zeitung – und zwar bis zur Bildung einer Koalition. Insgesamt informieren sich auf diese Weise fast 8000 Schülerinnen und Schüler in 382 Schulklassen. htz

Archivierter Artikel vom 21.09.2013, 04:34 Uhr