New York – Eigentlich sieht Colbys Profil in der Single-Börse ganz normal aus: Ein Foto des jungen Mannes, daneben „31“, „Mann sucht Frau“, „New York“ als Wohnort und eine kurze Beschreibung. Ein klassischer Eintrag bei einer Partnervermittlung im Internet – bis auf den Zusatz „Eingestellt von Geri“. Geri ist die Mutter von Colby. Die 63-Jährige hat eine Partnerbörse gegründet, bei der sich nicht die Singles selbst vorstellen, sondern von ihren Müttern angepriesen werden.
„Das war eigentlich nur ein Nebenprodukt meiner Website “fabvoverfifty.com„, die erfolgreiche Frauen jenseits der 50 ansprechen will“, sagt Geri Brin. Normalerweise geht es auf der Seite um Erfahrungen aus dem Job, mehr oder weniger ausgefallene Hobbys, exotische Urlaubsziele und nicht selten ums Shoppen. „Aber dann habe ich gemerkt, worüber sich Frauen am liebsten unterhalten, egal ob in New York, dem Rest der USA oder auf der ganzen Welt: ihre Kinder.“
Es sei doch ganz natürlich, sich über die Kinder auszutauschen. „Und weil man alle Probleme mit ihnen selbst noch mal erlebt, will man helfen.“ Was Studium und Karriere anging, sollte ihre Website sowieso schon eine Ideenbörse sein. „Blieb noch die Partnerwahl“, sagt die New Yorkerin trocken.
Das eigene Kind musste als Testobjekt dienen. „Was kann man schon groß über einen Sohn sagen, der intelligent und ruhig ist, fit und lustig, gewitzt und eigensinnig, neugierig und kultiviert“, schreibt sie über Colby. „Nicht zu vergessen sein gutes Aussehen.“ Noch ein Satz über Freunde und Familie und schließlich: „He is a catch!“, er sei ein echter Fang.
„Hierzulande mag das ja ungewöhnlich sein“, räumt Colby schulterzuckend ein, „aber in vielen Ländern und Kulturen ist es ganz selbstverständlich, dass die Eltern den Partner aussuchen. Hier geht es ja nur um Hilfe. Und warum sich nicht von einem Menschen helfen lassen, der einen besonders gut kennt.“
Denn eine Stadt wie New York mit acht Millionen Einwohnern sei auch extrem anonym: „Facebook hin oder her, jemanden wirklich kennenzulernen ist gar nicht so einfach“, sagt der 31-Jährige. „Ich glaube, unsere Generation hat es heute schwerer als frühere, den Partner fürs Leben zu finden.“
Nicht, wenn es nach den Müttern geht. Denn nach Geris Prinzip antworten nicht etwa die potenziellen Partner. Es sind wieder die Mütter, die zurückschreiben – quasi mit dem Gegenangebot. „Die andere Frau stellt in diesem Falle ihre Tochter vor. Sie und ich einigen uns dann, ob wir unsere Kinder mal einander vorstellen“ – obwohl sich auch die beiden Mütter normalerweise nie gesehen haben. Bei allem sollten die Kinder aber dennoch ihre Unabhängigkeit behalten, betont Geri. „Ein Veto habe ich schon“, sagt Colby grinsend.
„Wir sind so erfolgreich wie jede andere Partnervermittlung auch“, beteuert die New Yorkerin. „Vielleicht nicht mehr, aber auch ganz bestimmt nicht weniger.“ Die „Kinder“ auf ihrer Website sind manchmal schon Ende 40, zumeist aber um die 30. Vor allem aus den USA kommen sie, aber auch aus Kanada, Australien oder Russland. Erfolg könne man da durchaus haben, sagt Colby. Er habe mehr als 200 Antworten erhalten. Und, etwas dabei? „Keine Ahnung, da muss ich mich erstmal durcharbeiten.“ dpa