Von unserem Digitalchef Marcus Schwarze
Ein Überblick. Vorweg: Digitalisiert sind die alten Medien nicht unbedingt sicherer aufbewahrt als in ihrer analogen Version. Allzu schnell hat man sich am Computer verklickt und die sündhaft aufwendig zusammengestellte Fotosammlung in den Datenhimmel befördert.Private Fotoschätze auf mehreren Speichern aufbewahren
Ein beliebter Fehler: Beim Synchronisieren von Ordnern zwischen Festplatten verwechselt man Quelle und Ziel – und zack, ist die Sammlung wegsynchronisiert.
Hinzu kommt: Weder Festplatten noch gebrannte CDs und DVDs sind dauerbeständig. In professionellen Archiven werden gebrannte DVDs alle paar Jahre umkopiert. Man tut daher gut daran, die privaten Foto-, Film-, und Musikschätze auf mehreren Speichern aufzubewahren – zum Beispiel aus einer Kombination aus gebrannten DVDs und externen Festplatten. Tipp: Mittlerweile gibt es Festplatten-Dockingstationen (ab 20 Euro), die sich per USB-Kabel an den Computer anschließen lassen. Eine alte 3,5-Zoll-Festplatte ebenso wie eine 2,5-Zoll-Platte kann man so in die Dockingstation schieben und beschreiben. Auf diese Weise kommen manche altgedienten Platten aus dem ausgedienten PC zu neuen Ehren – und können so beispielsweise den Foto-Jahrgang „1995 bis 2000“ aufnehmen. Empfehlenswert ist, bei diesen Dockingstationen auf USB 3.0 zu achten – dann geht’s bei der Datenübertragung wesentlich schneller als mit USB 2.0.
Wie man seine alten Fotos, Filme und Musik digitalisiert, hängt vom Medium ab. Von der Firma Magix AG gibt es eine Windows-Software mitsamt Hardwarepaket und dem Namen „Retten Sie Ihre Videokassetten!“. Neben der Software Magix Video Easy ist dabei ein USB-Videowandler enthalten. Mithilfe eines Scart-Kabels, das ebenfalls enthalten ist, lässt sich jeder gängige Videorekorder an den Videowandler und von dort an den Computer anschließen. Auf diese Weise lassen sich alte Videokassetten digitalisieren. Wahlweise werden die Videos auf DVD gebrannt oder als Datei gespeichert. Das Paket kostet 60 Euro und läuft unter Windows (mehr unter http://ku-rz.de/vhszupc). Für alte Dias und Fotonegative bietet der Markt sogenannte Filmscanner an. Allerdings lohnt sich nach Angaben von Sascha Steinhoff, Redakteur der Zeitschrift „c’t Digitale Fotografie“, die Anschaffung der Geräte nicht unbedingt.
Filmscanner überfordern Einsteiger mit technischen Fachbegriffen
Für ein halbwegs vernünftiges Gerät muss man mit Kosten von rund 400 Euro rechnen, die Software schlägt noch einmal mit 200 Euro zu Buche. Anschließend folgt der Aufwand, jede Aufnahme einzeln einzulesen. Als Einsteiger hadert man dann mit Begriffen wie Auflösung, dpi-Größe (ein Maß für die Genauigkeit der digitalisierten Aufnahme), Farbtreue und manchem Staubkorn und Härchen oder Fleck auf dem Original. Abzuraten ist davon, die eigenen Aufnahmen abzufotografieren oder abzufilmen. Als Laie bekommt man kaum die „richtigen“ Einstellungen hin, um die alten Bilder oder Videos farbecht und flimmerfrei, ohne Flecken und bis in die Ecken scharf zu erhalten.
Die bessere Alternative dürfte da der Gang zum Profi sein, denn da kostet ein digitalisiertes Dia oder Negativ 20 bis 40 Cent. Auch Videos lassen sich von Profis per Versand digitalisieren. Allerdings gibt man dabei natürlich seine wertvolle Sammlung für den Versand aus der Hand, und selbst ein versichertes Paket ist nicht davor gefeit, dass das Postauto verunglückt. Wenn nichts schiefgehen darf, empfiehlt sich der Gang zum Scan-Service vor Ort, der bei Google schnell etwa über die Eingabe „Fotos digitalisieren Koblenz“ herauszufinden sein dürfte. Alte Schmalfilme sind damit womöglich nicht so leicht digitalisierbar. Dafür gibt es Anbieter im Netz, etwa www.medien-digital.de. Normal8-, Super8- und 16mm-Formate werden dort per Versand digitalisiert. Weitere Anbieter: filmstube-berlin.com, hd-filmtransfer.de, scancorner.de und digitalspezia list.com.
Für Schallplatten gibt es seit einiger Zeit USB-Schallplattenspieler. Sie lassen sich an den Computer anschließen. Aber auch das analoge Ausgangssignal eines betagten Schallplattenspielers kann als Aufnahmequelle dienen. Wichtig ist dabei, das Signal vorzuverstärken, etwa über einen Stereo-Verstärker mit Phono-Anschluss. Wer also noch eine gute alte Stereoanlage hat, kann von dort mit einem Kabel den Mikrofoneingang des Computers bedienen. Man benötigt ein Audiokabel, das einen 2-Cinch-Stecker mit einem 3,5-Millimeter-Klinken-Stecker verbindet. Als Aufnahme-Software auf dem Computer bietet sich das Programm Audacity an. Knistern und Rauschen lassen sich damit filtern.
Alte Musikkassetten über die Stereoanlage digitalisieren
Ebenso lassen sich damit die Schallplattenaufnahmen in Einzeltitel unterteilen. Mithilfe zweier weiterer Programme, MP3Gain und MP3Tag, können die Aufnahmen zusätzlich in ihrer Lautstärke angeglichen und mit sogenannten MP3-Tags versehen werden: Das sind die Textinformationen über Interpret und Titel. Alte Musikkassetten werden am besten ebenfalls über eine alte Stereoanlage digitalisiert. Eine ausführliche Anleitung nennt die Seite www.kassetten-digitalisieren.de. Bei diesem Dienstleister lassen sich alte Kassetten für 10 Euro pro Stück digitalisieren.
Zum Schluss geht es darum, die Dateien ordentlich zu archivieren. Bei Fotos wird allgemein davon abgeraten, Bildverwaltungsprogramme zu nutzen. Stattdessen sollte man seine Sammlung in Verzeichnissen strukturieren, zum Beispiel nach Jahrgängen und in Unterordnern nach Themen sortiert. Bei den Bildverwaltungsprogrammen ist man dagegen auf den Hersteller angewiesen. Aktuell beendet beispielsweise Apple die Unterstützung für sein Bilderverwaltungsprogramm Aperture. Wer über die Jahre hiermit Zehntausende Fotos sortiert und bearbeitet hat, muss sich jetzt nach einer Alternative umschauen.
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