Von unserem Digitalchef Marcus Schwarze
Musikabspielgeräte für Wohnzimmer und Küche erleben zurzeit einen massiven Medienwandel. Die alte Stereoanlage kommt nicht mehr mit den digitalen Signalen klar, die heute so beliebt sind: Streaming-Dienste aus dem Internet, iTunes auf dem Computer und die Erzählgeschichte auf dem Handy lassen sich zwar mit einem simplen Kopfhörerkabel abspielen, Eleganz geht aber anders. Die Lösung sind Minicomputer, die den Sound per Internetsignal entgegennehmen und abspielen. Der Vorteil: Im heimischen Netz stehen plötzlich Tausende von Radiosendern zur Verfügung, die Steuerung erfolgt wahlweise über Knöpfe am Gerät oder drahtlos über eine App auf dem Handy oder dem Tablet-PC, und die komplette digitalisierte Musiksammlung vom Rechner steht als Bibliothek von iTunes oder aus der Windows-Media-Player-Sammlung bereit.
Geräte haben Tücken
Das einmal einzurichten ist allerdings nicht mal eben erledigt. Bei der Musikzentrale Soundtouch etwa, einer knapp 400 Euro teuren Abspielanlage von Bose, gilt es zunächst per USB-Kabel die nötigen Einstellungen über einen Computer vorzunehmen. Da wird dann Laptop abgefragt, wie das heimische Funknetz (WLAN) heißt und wie das Kennwort zur Nutzung lautet. Beim ersten Versuch spielt die Maschinerie dann gleich noch ein Update ein, und auch ein paar Wochen später empfahl der kleine Schlauberger dann mal wieder ein erneutes Update, wo doch eigentlich nur Deutschlandfunk angeschaltet werden sollte.
Wenn wie in unserem Fall Musik aus der iTunes-Bibliothek abgespielt werden soll, kann es schon mal passieren, dass die Kiste „Dienst nicht verfügbar“ meldet. In der Praxis muss nämlich der Rechner angeschaltet sein, auf dem die Musikbibliothek lagert. Immerhin kommt die „Soundschubse“, wie wir das Gerät bei uns im heimischen WLAN genannt haben, mit mehreren iTunes-Bibliotheken zurecht. Aus ihnen lässt sich dann per App am Rechner oder auf dem iPhone oder iPad auswählen. Wer damit klarkommt, kann seine Musikbibliothek außerdem auf einem dauerhaft laufenden Netzwerkspeicher (NAS) im Keller ablegen, sofern die NAS-Software über iTunes-Kompatibilität verfügt. In unserem Test mit einem NAS-Gerät von Qnap gelang das ganz passabel.
Bei großen Musikbibliotheken kann es allerdings etwas mühsam sein, sie auf der Musikzentrale zum Klingen zu bringen. Denn zunächst einmal muss der Bestand synchronisiert werden. Dabei werden nicht die Musiktitel selbst übertragen, sondern ihre Namen und Interpreten. Auch Playlists, Genres und eigene Zusammenstellungen werden so übertragen. Das kann bei großen Sammlungen schon mal eine Viertelstunde dauern. Und dieser Vorgang ist jedesmal zu wiederholen, wenn nur eine neue CD in der iTunes-Bibliothek hinzukommt.
Spotify und Co. über App nutzbar
Sollen auch die beliebten Musik-Streaming-Dienste wie Spotify, Google Play Music, Last.fm oder rdio ins Spiel kommen, so ist die Soundtouch-Box noch nicht ab Werk dafür abspielbereit. Diese Dienste stellen Musik per Flatrate (ab rund 5 Euro im Monat) bereit. Zwar gibt es in der aktuellen Bediensoftware der „Soundschubse“ bereits den Menüpunkt „Musikdienste“, doch steht darunter noch nichts. Der Hersteller hat angekündigt, für zwei Dienste namens Deezer und iHeartRadio in der zweiten Hälfte dieses Jahres direkte Unterstützung anzubieten. Letzterer funktioniert allerdings zurzeit nur in den USA.
Das heißt dennoch nicht, dass man auf Spotify und Co. verzichten muss: Schon funktionstüchtig ist immerhin der Weg, über eine beliebige App wie beispielsweise der von Spotify auf dem iPhone oder iPad Musik auf die Musikzentrale zu streamen. Das klappt in der Praxis dank einer Technik namens Airplay von Apple ganz einfach. Sie funktioniert mithilfe einer App „AllCast“ auch auf Andoid-Geräten.
Der Nachteil bei dieser Art von Streaming: Der Handy-Akku geht schneller zur Neige. Und bewegt man sich mit dem Handy kurz aus der Reichweite des WLAN, bricht natürlich auch die Musik ab. Sie aktiviert sich nicht von selbst, sobald man wieder in der Nähe ist. Wer einen alten iPod hat, kann ihn als dauerhafte Fernbedienung für die WiFi-Anlage verwenden.
Am Gerät selbst stehen sechs belegbare Nummerntasten zur Verfügung. Darauf lassen sich nicht nur Internetradiosender abspeichern, sondern auch Abspiellisten (Playlists) aus der Musiksammlung. Das Belegen der Nummerntasten funktioniert nur in der App oder am Computer.
Generell muss man bei diesen digitalen Abspielgeräten stets zwei oder drei gerade noch erträgliche Gedenksekunden einlegen, bevor das Umschalten funktioniert. Die Fernsteuerung gelingt dabei auch von mehreren Handys in einem Haushalt – mit gewissen kommunikativen Folgen, wenn dann munter zwischen Radiosendern, Abspiellisten und vor allem unterschiedlichen Vorstellungen des Begriffs Zimmerlautstärke hin- und hergeschaltet wird ...
Mit ähnlicher Technik funktionieren die Netzwerklautsprecher von Sonos. Auch bei diesem System lassen sich mehrere Lautsprecher zusammenschalten, sodass sie synchron dasselbe abspielen. Nicht zu unterschätzen ist jedoch bei allen Komponenten der Preis. Und ohne heimisches WLAN sowie einen schnellen Internetzugang samt personalisierter Anmeldung bleibt besser der Zugriff auf die alte Stereoanlage, die dann ohne Digitalgedöns auf die Schnelle eine CD oder sogar Schallplatte abspielt.
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