Rheinland-Pfalz

Netz ist kein benimmfreier Raum – Knigge für soziale Netzwerke

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Facebook Foto: DPA

Knigge – das klingt nach altmodischen Benimmregeln, nach Handkuss und steifer Etikette. Hat all das noch einen Platz in einer zunehmend digitalen und entsprechend schnelllebigen Welt, die mehr und mehr geprägt wird von sozialen Netzwerken wie Facebook und Co.?

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„Allerdings“, findet der Limburger Stil-Experte Reiner Wälde. Darum hat er einen Knigge für die sozialen Netzwerke geschrieben. Veröffentlicht hat die Ratschläge der Deutsche Knigge-Rat. „Im Zentrum standen schon bei Knigge Herzenshaltung und Wertesystem“, sagt Wälde.

Als Benimmratgeber werde Freiherr Adolph Knigges berühmtes Buch „Über den Umgang mit Menschen“ zwar oft, aber zu Unrecht eingeordnet. Einen bewussten, werteorientierten Umgang miteinander fordert Wälde auch im Netz.

Privates und Dienstliches zu trennen, ist da ein erster Ansatzpunkt. „Wer seine Privatsphäre schützen will, der sollte nicht alle Möglichkeiten nutzen, die soziale Medien bieten“, erklärt Wälde. Alle Sicherheitseinstellungen zu aktivieren, die die Netzwerke bieten, ist da nur ein Schritt.

Ein zweiter: sich bei jedem Eintrag auf den Netzwerkseiten bewusst zu sein, welcher Personenkreis den Eintrag hinterher lesen kann. Die eigene Persönlichkeit verdient Schutz, dessen sollte man sich im eigenen Interesse bewusst bleiben, fordert Wälde. Gerade im beruflichen Umfeld lohne es sich, öfter einmal Nein zu sagen: „In den sozialen Netzwerken ist die Du-Form meist Standard. Wenn mich ein Kunde als Freund hinzufügt, komme ich rasch in die Bredouille“, findet Wälde.

Schließlich passe das Du nicht immer in den beruflichen Kontext. „Aus Respekt vor der beruflichen Beziehung bleibe ich bei der Sie-Form – auch im Internet“, rät der Stil-Fachmann. Im Netz sei es ohnehin nur scheinbar einfach, Berufliches und Privates zu trennen: „Karriere-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn sind beruflich, Facebook und Google Plus privat, so denken viele“, erklärt Wälde.

Im Netz sind Grenzen unklar

Aber die Realität sieht anders aus, denn in den Netzwerken verschwimmen die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem. Da heißt es, genau zu überlegen, wer Geschäftspartner und wer Freund ist – und auch im Netz entsprechend behandelt werden sollte. Wer da sichergehen will, dem bleibt für Wälde nur eins: in den sauren Apfel zu beißen und völlig darauf zu verzichten, Privates zu teilen. „Ich spiele ausschließlich berufliche Themen“, erklärt der Knigge-Experte.

Orientierung biete die Frage, ob man das, was man gerade bei Facebook schreiben will, auch auf der Internetseite der Firma veröffentlichen würde. Für alles, was darüber hinausgeht, kommt dann nur die Direktnachricht infrage. Kommunikation über Nachrichten statt über Pinnwandeinträge helfe zudem, Vertraulichkeit zu wahren. „Das sollte man auch im Netz“, findet Wälde.

Personen durch herabwürdigende Kommentare an den Pranger zu stellen, verbiete sich genauso wie ein zu offener Umgang mit den eigenen Daten, mit Fotos und persönlichen Vorlieben.

Alexander Hoffmann

Tipps des Knigge-Rats finden Sie unter ku-rz.de/netzknigge