San Francisco

Mitarbeiter besser vernetzen: Facebook will festen Platz im Büro erobern

Facebook
Facebook hat die Kommunikation in Unternehmen ins Visier genommen. Foto: Ole Spata

Das weltgrößte Onlinenetzwerk Facebook will laut einem Zeitungsbericht auch die interne Kommunikation in Unternehmen übernehmen. In einer speziellen Version der Plattform sollen sich Mitarbeiter untereinander austauschen und gemeinsam an Dokumenten arbeiten können, berichtete die „Financial Times“. Außerdem könnten sie sich bei „Facebook at Work“ mit beruflichen Kontakten vernetzen.

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Die Unternehmensvariante solle äußerlich weitgehend wie die gewohnte Facebook-Seite aussehen, aber Nutzern erlauben, berufliche und private Profile zu trennen. Der Dienst werde gerade mit Firmen getestet, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.

Facebook würde mit einem solchen Schritt viele Rivalen auf einmal angreifen. So wetteifern unter anderem Microsoft und Google darum, Unternehmen eine Plattform für die Arbeit mit Dokumenten zu bieten. Die Verbindung zu beruflichen Kontakten könnte ins Geschäft heutiger Karrierenetzwerke wie LinkedIn oder Xing schneiden. Außerdem gibt es eine Vielzahl von Anbietern spezialisierter Kommunikationslösungen für Unternehmen. Der Vormarsch von Smartphones und Tablets im Geschäftsbereich stellt zugleich bisherige technische Lösungen auf die Probe.

Facebook ist das mit Abstand größte Onlinenetzwerk mit mehr als 1,3 Milliarden Nutzern. Viele schauen auch während der Arbeitszeit bei Facebook vorbei. Allerdings verbieten einige Firmen dies, weil sie befürchten, dass Mitarbeiter zu viel Bürozeit damit verbringen würden.

Vor allem müsste Facebook aber das Vertrauen von Unternehmen gewinnen, um deren Dokumente speichern zu dürfen. Facebook schlägt nach wie vor viel Misstrauen entgegen, wenn es um Datenschutz und Privatsphäre geht. Zugleich bemüht sich die US-Firma derzeit sehr, den anfänglich schlechten Ruf in diesem Bereich loszuwerden. Außerdem führte Facebook insbesondere nach den Enthüllungen über die NSA-Überwachung eine flächendeckende Verschlüsselung ein. Bisher wurden auch keine erfolgreichen Hackerangriffe bekannt.

Bei Facebook selbst nutzen die Mitarbeiter die eigene Internetseite bereits seit Langem auch in ihrem Büroalltag. Es sei auch schon seit einiger Zeit darüber diskutiert worden, dies als Produkt für andere Unternehmen anzubieten, schrieb die „Financial Times“. Zumindest anfangs werde die Plattform wohl kostenlos angeboten. Facebook finanziert sich durch Werbung. Und je mehr Zeit Nutzer in dem Onlinenetzwerk verbringen, desto mehr Anzeigen können ihnen eingeblendet werden.

Bevor Arbeitnehmer im Job ihre privaten Accounts in sozialen Netzwerken nutzen, sollten sie das mit dem Chef klären. Besuchen Mitarbeiter Facebook, Xing und Co., obwohl das Surfen im Netz zu privaten Zwecken bei der Arbeit generell untersagt ist, kann ihnen eine Abmahnung oder sogar schlimmstenfalls die Kündigung drohen. Darauf weist Jens Günther hin, Rechtsanwalt und Experte für Arbeitsrechtsfragen in München.

Bevor sich Arbeitnehmer regelmäßig am Arbeitsplatz zum Beispiel bei Facebook oder Twitter einloggen, sollten sie sich deshalb beim Betriebsrat oder beim Arbeitgeber erkundigen, ob es bestehende Regelungen dafür gibt. Gibt es keine, ist im Zweifel davon auszugehen, dass die Nutzung des Internets zu privaten Zwecken im Job untersagt ist.

Manche Arbeitgeber wollen inzwischen gern, dass ihre Arbeitnehmer in sozialen Netzwerken aktiv sind. Das gilt zum Beispiel für Personaler, für Fachkräfte im Marketing oder in der Medien- und PR-Branche. Hier fragt sich mancher: Kann der Chef mich eigentlich verpflichten, bei Facebook und Co. einen privaten Account einzurichten und zu nutzen? Doch das geht nicht, sagt Günther. Der Arbeitgeber könne nur verlangen, dass Mitarbeiter im Rahmen ihrer Arbeit einen Firmen-Account in sozialen Netzwerken pflegen.

dpa/msc