Immer weniger nutzen SMS – WhatsApp garantiert Werbefreiheit

WhatsApp will keine Werbung Foto: dpa

München. Der Kurznachrichtendienst WhatsApp will sich auf Dauer nicht über Werbung finanzieren. „Wir hatten von Anfang an das Gefühl, dass wir nicht Werbung auf ein so persönliches Gerät wie ein Smartphone bringen wollen“, sagte Mitgründer Jan Koum während der Innovationskonferenz DLD in München.

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WhatsApp finanzierte sich zunächst über den Kaufpreis für die App und inzwischen über eine jährliche Abo-Gebühr von 1 Dollar.

Angesichts der Größe kommt auch so genug Geld zusammen: Der Dienst hat inzwischen 430 Millionen aktive Nutzer, davon 30 Millionen in Deutschland. Pro Tag werden rund 18 Milliarden Nachrichten verschickt – damit dürfte WhatsApp die Größenordnung der klassischen SMS-Dienste erreicht haben. „Unser Ziel ist, auf jedem Smartphone auf der Welt zu sein.“

Als die Wände Ohren hatten

„Wir sammeln keine Informationen über unsere Nutzer“, betonte Koum auch mit Blick auf die Internetüberwachung. Er wuchs in der Sowjetunion auf, bevor seine Familie Anfang der 90er-Jahre in die USA kam. Er könne sich an die Zeit erinnern, da die Wände Ohren hatten. „Unsere Philosophie ist, so wenig über unsere Nutzer zu wissen wie möglich.“ Die Kommunikation zwischen den Smartphones der Nutzer und den WhatsApp-Servern laufe verschlüsselt.

Sein Unternehmen werde sich auf Dauer auf die Kernfunktion einer Messaging-Plattform konzentrieren, kündigte Koum an. „Geld zu verdienen steht zunächst einmal nicht im Fokus. Wir sind noch im Wachstum.“ Jetzt gehe es unter anderem darum, den Kunden auch bei einer schnell wachsenden Kundenbasis einen stabilen Service zu bieten. Schon seit Jahren gibt es Spekulationen, Facebook oder Google könnten WhatsApp für eine Milliardensumme kaufen. Koum betonte jedoch, dass seine Firma auf Jahrzehnte unabhängig bleiben soll.

Technologische Zäsur

Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts steht bei den Kurznachrichtendiensten eine technologische Zäsur bevor. Demnach haben die neuen Systeme wie WhatsApp die klassische SMS unter den 16- bis 29-jährigen Handy- und Smartphonebesitzern bereits abgelöst. Denn mit 37 Prozent wird in dieser Altersgruppe bevorzugt der Nachrichtendienst WhatsApp genutzt. 36 Prozent schreiben weiter SMS. Die übrigen Befragten nutzen beide oder einen anderen Kurznachrichtendienst.

Bei den Älteren ist die neue Technik allerdings deutlich weniger verbreitet: Unter den über 60-Jährigen tauschen sich nur noch 8 Prozent auf diesem Weg aus. Im Bevölkerungsdurchschnitt laufen 54 Prozent aller Kurznachrichten über SMS, 22 Prozent über WhatsApp und 1 Prozent über andere Nachrichtendienste. Ein Fünftel der Befragten entscheidet demnach von Fall zu Fall, welche Übermittlungsform gewählt wird.