Berlin/New York

Google-Welle hat sich ausgeplätschert

Die praktische Erfahrung konnte mit den hohen Erwartungen nicht mithalten: Google Wave sollte E-Mail und Teamarbeit von Grund auf erneuern. Weil die Resonanz verhalten blieb, wurde es jetzt gestoppt.

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Berlin/New York – Die praktische Erfahrung konnte mit den hohen Erwartungen nicht mithalten: Google Wave sollte E-Mail und Teamarbeit von Grund auf erneuern. Weil die Resonanz verhalten blieb, wurde es jetzt gestoppt.

Nicht jede Google-Idee wird ein Erfolg: Nach knapp einem Jahr hat Google sein mit hohen Erwartungen gestartetes Wave-Projekt wieder eingestellt. „Wave ist von den Nutzern nicht so angenommen worden, wie wir das gern gesehen hätten“, teilte das amerikanische Unternehmen am Mittwochabend in seinem Firmenblog mit.

„Wir feiern unsere Niederlagen“, sagte Google-Vorstandschef Eric Schmidt zum Aus von Google Wave im Gespräch mit Journalisten. Google sei ein Unternehmen, bei dem es durchaus in Ordnung sei, etwas Neues zu versuchen, das sich dann als nicht erfolgreich herausstelle. Daraus könne das Unternehmen nur lernen.

Erstmals im Mai 2009 angekündigt, wurde Google Wave im September mit zunächst 100.000 Nutzern gestartet. Internet-Freaks drängelten sich damals um eine Einladung zum Testbetrieb von Wave – schließlich versprach Google nichts weniger, als die E-Mail neu zu erfinden.

Beim E-Mail-Verkehr wird die digitale Mitteilung von einem Mail- Server zum anderen geschickt, Absender und Empfänger besitzen jeweils eine Kopie des Dokuments. Bei Google Wave hingegen wird die gesamte Kommunikation auf einem Server gespeichert, was prompt Kritiker auf den Plan rief: „Der Nutzer verliert vollständig die Kontrolle über seine Daten“, bemängelte im Herbst vergangenen Jahres das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

Eine Wave ist ein dynamisches Dokument, also eine Datei, die sich laufend verändert, wenn Antworten und Ergänzungen geschrieben werden. Anstatt das Dokument an einen Empfänger zu senden, werden Kontakte zu einer Wave eingeladen. Jede Änderung wird als „Blip“ gespeichert. Dabei kann man in Echtzeit zuschauen, wie ein anderer Wave-Teilnehmer seine Antwort eintippt. Der zeitliche Ablauf der Kommunikation wird wie ein Film gespeichert und lässt sich mit einem „Playback“-Button abspielen. Auf diese Weise können zum Beispiel mehrere Mitglieder einer Arbeitsgruppe sich eng über gemeinsame Vorhaben austauschen.

Google wollte die Wave-Technik auch anderen Anbietern zur Verfügung stellen. Aber auch hier blieb das Interesse offenbar äußerst gering.

Ein Wave-Nutzer twitterte zum Abschied: „Eine gute Technik, ein gutes Konzept, das Marketing war Mist.“ Andere aber weinen dem Projekt keine Träne nach: „Wer erinnert sich an Google Wave? Ich nicht.“ Für noch aktive Nutzer soll der Server für Google Wave zumindest bis Ende des Jahres verfügbar sein.

Nach dem Ende von Wave kann sich Google auf andere Angebote konzentrieren, darunter auch Buzz: Dieser Dienst will die E-Mail nicht revolutionieren. Stattdessen verbindet das im Februar gestartete Buzz die Kernfunktionen Sozialer Netzwerke wie Facebook mit dem bestehenden E-Mail-Dienst von Google: Öffentliche Buzz- Mitteilungen anderer Nutzer erscheinen im eigenen Posteingang, wenn man sich entschlossen hat, deren Beiträge regelmäßig zu lesen. Die Zahl der Buzz-Nutzer liegt laut Google-Chef Schmidt im zweistelligen Millionenbereich.

Von Peter Zschunke