Berlin. Im Deutschen Bundestag soll es demnächst eine LAN-Party mit Computerspielen geben. Die Abgeordneten Dorothee Bär (CSU), Jimmy Schulz (FDP) und Manuel Höferlin (FDP) wollen nach ihren Worten so Berührungsängste abbauen und eine differenzierte Betrachtungsweise fördern.
Sie kritisierten, dass nach Ereignissen wie dem Amoklauf von Winnenden im vergangenen Jahr schnell mit dem Finger auf gewaltsame Computerspiele gezeigt werde. „Wenn man sich selbst persönlich damit beschäftigt hat, dann spricht man auch anders darüber“, sagte Bär, Vorsitzende des Netzbeirats der CSU. Geplant ist ein Parcours von mehreren Spielen. „Da wird sicherlich auch ein Shooter mit dabei sein, bei dem es etwas gewaltsamer zugeht“, sagte Schulz, Obmann der FDP-Fraktion in der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“. „Wir wollen auch die Fraktionen gegeneinander antreten lassen.“
Die Bundestagsabgeordneten hatten unter anderem auch Post vom Aktionsbündnis Winnenden bekommen: In einem Appell hatte das Bündnis ein generelles Verbot von Computerspielen gefordert, „die die Identifikation mit dem Aggressor, die Belohnung aggressiver Handlungssequenzen wie das aktive Training bei Tötungssimulationen zum Inhalt haben.“ Der „ungehinderte Zugang zu gewaltrelevanten Computerspielen“ sei ein signifikanter Risikofaktor„, hieß es in dem Positionspapier. Der Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler (VDVC) hält dem entgegen, dass Gewalt verherrlichende Spiele, wie sie oft in der Berichterstattung im Fernsehen gezeigt werden, in Deutschland bereits illegal sind. Ein Verbot, wie es von der Innenministerkonferenz ins Auge gefasst wurde, ist also schon längst Realität. Studien belegten außerdem, dass Computerspiele nicht aggressiver machen als Fußball oder Actionfilme. Computerspieler halten Politikern immer wieder vor, nicht zu wissen, wovon sie reden. Zuletzt hatte die bayerische Justizministerin Beate Merkt (CSU) in Gamer-Kreisen für Empörung gesorgt, als sie angesichts der Missbrauchsfälle in einem Ferienlager auf Ameland ein Verbot von Killerspielen forderte. “Der Weg in die Gewaltkriminalität ist nicht weit, wenn man als junger Mensch Gewalt täglich am Bildschirm übt„, hatte sie erklärt.
Die Einladung ihrer Parteifreundin Bär könnte sich auch an sie richten. Das Trio will nicht nur die 622 Abgeordneten zum Spielen bitten, sondern auch an Politiker, die “mit undifferenzierter Betrachtungsweise" von Computerspielen aufgefallen seien, so Schulz, der keine Namen nennt. Ein Termin steht noch ebensowenig fest wie die genaue Auswahl der Spiele. Angestrebt wird die LAN-Party für Ende Oktober oder Anfang November, sagte Schulz. Begleitet wird die Aktion unter anderem vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU). (law/dpa)