Immer wieder heißt es, Künstler würden aus politischen Gründen abgesägt – meistens ist das Quatsch. Der Fall Pantera bei Rock am Ring zeigt: In Ausnahmefällen kann es die Cancel Culture wirklich geben – und bei derart roten Linien ist das auch gut so, kommentiert RZ-Redakteur Finn Holitzka.
Die Facebook-Kommentarspalte ist wirklich manchmal der dümmste Ort der Welt. Man muss dort derzeit unterirdische Kommentare unter Posts zu Rock am Ring lesen: Von „Gesinnungswächtern“ ist da die Rede, von „in die rechte Ecke“ stellen und, besonders verkommen: „Wokestapo“ – eine Verschmelzung von woke als Begriff für (über)kritische Menschen und der Geheimen Staatspolizei der Nazis.
Jedenfalls ist die Entscheidung, Pantera auszuladen, richtig – wenn sie auch nach einigem Zaudern und Wackeln kommt und vermutlich vertragsjuristisch komplex war. Anselmo hat Neonazi-Symbole benutzt. Nicht irgendwann mal, sondern 2016, mit 48 Jahren. Da gibt es nichts zu deuteln.
Die erwähnten Facebook-Kommentare zeigen: Nicht nur die Band wäre schwer erträglich gewesen, sondern zumindest auch ein Teil ihrer pöbelnden Anhänger. Wo Hitlergrüße relativiert werden, muss die Gesellschaft eine rote Linie ziehen. Am Freitag (27.) ist Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.