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Koblenz

Von der Umschlags- zur Kulturfabrik: Koblenzer Kleinkunstbühne wurde vor 40 Jahren gegründet

Von Stefan Schalles
Markante Erscheinung: In dem gründerzeitlichen Bauwerk (um 1900) wurden einst Briefpapier und Mappen gefertigt, seit 1980 nennt die Koblenzer Kulturfabrik das erste Stockwerk ihr Zuhause. Die Adresse, Mayer-Alberti-Straße, in Lützel erinnert seit 1963 an die gleichnamigen jüdischen Besitzer der ehemaligen Papierwarenfabrik, die von den Nazis 1938 zwangsenteignet wurden. Foto: Imago
Markante Erscheinung: In dem gründerzeitlichen Bauwerk (um 1900) wurden einst Briefpapier und Mappen gefertigt, seit 1980 nennt die Koblenzer Kulturfabrik das erste Stockwerk ihr Zuhause. Die Adresse, Mayer-Alberti-Straße, in Lützel erinnert seit 1963 an die gleichnamigen jüdischen Besitzer der ehemaligen Papierwarenfabrik, die von den Nazis 1938 zwangsenteignet wurden. Foto: Imago

Von Kultur war in der Mayer-Alberti-Straße 1980 noch nicht viel zu sehen, und auch von der Vergangenheit zeugte – neben der Ortsbezeichnung – nicht mehr als ein einzelnes, rostbraun geziegeltes Gebäude. Der lang gezogene Gründerzeitbau mit dem vorgelagerten Treppenhaus war das letzte Relikt eines Komplexes, auf dem noch ein halbes Jahrhundert zuvor Hunderte Arbeiter Briefpapier, Mappen und Kartons gefertigt hatten. Die M. Mayer Papierwaren-Fabrik und -Export Coblenz-Lützel, 1862 vom jüdischen Unternehmer Mathias Mayer gegründet, war Anfang der 1930er-Jahre der größte Industriebetrieb in Koblenz. Eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, über drei Generationen fortgeschrieben – und schließlich mit der Zwangsenteignung durch die Nazis 1938 gewaltsam beendet. Als alliierte Bomber das Areal 1944 großflächig in Trümmer legten, hatten die Brüder Mayer-Alberti die Stadt mit ihren Familien längst verlassen. Was blieb, war der rot schimmernde Kastenbau, in dem im Oktober 1980, vor nunmehr vier Jahrzehnten, die Geschichte der Koblenzer Kulturfabrik ihren Anfang nahm.

Lesezeit: 5 Minuten
Die Gründerzeit der Kleinkunstbühne ist dabei untrennbar mit den Namen Doris Schaefer, Barbara Pietjou und Arno Alderat verbunden. Die Mitglieder des Tanztheaters Regenbogen waren damals auf der Suche nach einer geeigneten Spielfläche für das Laienensemble und stießen in Lützel auf die seit 1945 brachliegenden Überreste der ehemaligen Couvertierfabrik in Lützel. ...