Trier

Retten, was zu retten ist: Große Hilfsbereitschaft auch für Kulturgüter von der Ahr

Von Birgit Reichert
Keine Frage: Auf die Restauratoren dieser und anderer geretteter Kunstwerke kommt immense Arbeit zu.  Foto: dpa
Keine Frage: Auf die Restauratoren dieser und anderer geretteter Kunstwerke kommt immense Arbeit zu. Foto: dpa

Das Gemälde ist mit einer Schlammschicht überzogen. In der Mitte ist – zwischen braunen Flecken – der Graf von Neuenahr zu erkennen. „Es ist ganz furchtbar“, sagt die Leiterin des Stadtmuseums Bad Neuenahr-Ahrweiler, Heike Wernz-Kaiser, bei dem Anblick. Das Werk von 1870 gehört zu der Sammlung der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, die bei der Hochwasserkatastrophe Mitte Juli in einem Depot in einer Tiefgarage komplett geflutet wurde.

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Um zu retten, was zu retten ist, ist auf Initiative des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz eine einmalige Rettungsaktion angelaufen (wir berichteten). Nach einem Notruf hatten etliche Museen im Südwesten Deutschlands Hunderte Objekte in Obhut genommen, um diese zu sichten, zu reinigen und zu trocknen, sagt die Verbandsvorsitzende, Elisabeth Dühr, am Mittwoch in Trier. Die 55 Gemälde, die beispielsweise das Stadtmuseum Simeonstift Trier aufgenommen hat, seien „in einem katastrophalen Zustand“, sagt Dühr, die das Museum leitet. „Sie standen ja tagelang im Wasser und im Schlamm.“

Wernz-Kaiser steht erstmals in Trier vor den verschlammten Bildern. „Ich finde es wichtig, dass diese Dinge bewahrt werden. Sie haben einen wichtigen Anteil an der Heilung unserer Stadt“, sagt sie. Die Sammlung sei „für uns ein Kleinod“ – weil sie die Entwicklung der Stadt bis zur Katastrophe am 14. Juli zeige. „Es ist das, was vom Leben übrig geblieben ist.“

Retter in der Not waren auch das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) in Mainz und das Dommuseum in der Landeshauptstadt. Und beim Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Karlsruhe gingen in einem Außendepot neben Gemälden auch Hunderte Grafiken ein, während sich das Historische Archiv der Stadt Köln um Dokumente und Akten bemüht. Insgesamt zählte die Sammlung des Stadtmuseums Bad Neuenahr-Ahrweiler mehr als 2800 Objekte, rund 30 Prozent der Stücke gelten nun als verloren.

Die Sammlung des Museums sei „kulturhistorisch nicht von überragendem Wert“, sagt die Geschäftsführerin des Museumsverbandes Rheinland-Pfalz, Bettina Scheeder, in Ludwigshafen. „Aber sie ist natürlich für das Gedächtnis der Stadt, für die Stadtgeschichte von hoher Bedeutung.“

Die rheinland-pfälzische Kulturministerin Katharina Binz (Grüne) sagte bei dem Vor-Ort-Termin in Trier Unterstützung zu. Das Land wolle, wo möglich, Gelder für Transport- und Restaurierungskosten zur Verfügung stellen. Es sei wichtig, „das kulturelle Erbe“ aus dem Ahrtal zu bewahren. Sie dankte auch allen Beteiligten für die schnelle Rettung.

Inzwischen meldeten sich nach einem Aufruf bundesweit auch große Häuser, die Patenschaften für die Restaurierung einzelner Objekte übernehmen wollen. Darunter: die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die Klassik Stiftung Weimar, das Jüdische Museum Berlin und das Landesmuseum Württemberg. Es seien sicherlich „Tausende Arbeitsstunden“ nötig, meint Dühr. Wernz-Kaiser sagt: „Ich bin von der Hilfe absolut überwältigt.“

Von Birgit Reichert