Kommentar von Finn Holitzka zur Zukunft der Filmbranche: Das Kino muss sich auf seine Stärken besinnen
Unter Filmleuten ist man sehr gut darin, in einem Atemzug Grabesstimmung und Optimismus zu verbreiten: Ob Filmförderungsanstalt FFA, Hauptverband Deutscher Filmtheater oder Deutsches Filminstitut – alle warnten im ersten Corona-Sommer vor desaströsen Konsequenzen und versprachen gleichzeitig die Langlebigkeit des Kinos. Dass Peter Dinges schon jetzt vom „Kinoboom nach Ende der Pandemie“ spricht, darf als der branchenübliche Zweckoptimismus gewertet werden. Und es gibt ja auch immer wieder Hoffnung: Kulturstaatsministerin Grütters macht finanzielle Hilfen locker, vereinzelt haben selbst in der Pandemie Knaller wie „Tenet“ an die Kraft des Kinos glauben lassen. Der nächste Hoffnungsträger, James Bond, lässt aber auf sich warten. Und auch vor Corona war nicht alles so rosig, wie Dinges es darstellt: Zuletzt hatten wir 2018 ein richtig mieses Kinojahr. Dass das Kino auch in Krisen nicht so leicht kaputt zu kriegen ist, hat es in seiner 125-jährigen Geschichte zur Genüge bewiesen. Aber es muss sich – gerade im Angesicht von Streaming – auf seine zeitlosen Stärken besinnen: sinnlich überwältigende Kunstdarbietungen und gemeinschaftsstiftende Erlebnisse mit anderen. Und es muss natürlich tolle Filme geben – für Deutschland ist die FFA am Zug. Zweckoptimismus allein reicht nicht.
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