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Koblenz

Im Strudel bürgerlicher Männermoral: Theater Koblenz gibt „Maria Magdalena“ in eher konservativer Inszenierung

Von Andreas Pecht
Viktoria Schreiber als Klara und Reinhard Riecke als deren Vater Anton in Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“
Viktoria Schreiber als Klara und Reinhard Riecke als deren Vater Anton in Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“ Foto: Matthias Baus

Die gute Nachricht vorweg: Am Theater Koblenz muss Klara in Friedrich Hebbels „Maria Magdalena“ nicht sterben. Entgegen des Originals entzieht sich die vorehelich geschwängerte junge Frau hier der vom väterlichen Moralkodex aufgetürmten Zwangslage durch Flucht. Was keine so große Überraschung ist, eher das Mindestmaß dessen, was man 2023 an Hoffnungsschimmer auf weibliche Selbstbehauptung erwarten darf. Ansonsten aber bleibt die Inszenierung weitestgehend konservativ.

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Wer nun wieder auf musealer Werktreue beharrt, sei getröstet: Regisseurin Johanna Hasse hat den veränderten Schluss von Hebbels „bürgerlichem Trauerspiel“ aus dem Jahr 1846 nicht aus brachialen Veränderungen des Urtextes abgeleitet. Vielmehr machen ihn nur kleine Kürzungen stimmig möglich. Und der nun in seiner übermoralischen Verbitterung bis Versteinerung einsam zurückbleibende Vater, Tischlermeister ...