RZ-Kulturchef Claus Ambrosius meint: Das System „einfaches Schachbrett“ ist die größte Spaßbremse.
Seit einigen Wochen haben die Theater wieder geöffnet, man kann wieder ins Kino gehen – das ist hocherfreulich. Erste Resümees von Veranstaltern fallen gemischt aus: Alle beschwören, dass der Hunger nach Kultur überall groß sei. Doch trotz des in Deutschland durch Abstandsgebote stark beschränkten Platzangebots ist keineswegs überall alles ausverkauft. Die Suche nach Gründen wird mit Schulterzucken beantwortet – oder mit Spekulationen wie: Vielleicht sind viele noch vorsichtig, trauen dem Impfschutz oder der Ungefährlichkeit frisch getesteter Mitzuschauer nicht 100-prozentig über den Weg.
Vielleicht aber ist einfach das zu erwartende Erlebnis einfach nicht das, was sich die Menschen erwarten. Die Abstandsregelung mit dem schönen Namen „Einfaches Schachbrett“ – neben einem besetzten Platz bleibt nach vorn, nach hinten und zu beiden Seiten je ein Platz frei – ermöglicht Theatern und Festivals den Verkauf von deutlich mehr Plätzen als nach vorherigen Verordnungen. Aber hat man dabei auch an die Zuschauer gedacht? Nicht zusammensitzen zu können mit Partner/Partnerin, jederzeit eine FFP2-Maske tragen (die Kröte, die für das „Einfache Schachbrett“ zu schlucken ist), reduzierte gastronomische Angebote, Abstandsgebote in den Pausen, Nachweisführung für den „Geimpft/Genesen/Gestetet“–Zustand: Man kann Menschen verstehen, die erst zur Kultur in die Innenträume zurückstreben, wenn das alles wieder auf ein erträglicheres Maß zurückgefahren wird.
E-Mail an: claus.ambrosius@rhein-zeitung.net