München

Trotz Häme: Stoiber wollte die Bayern stolz machen – EU-Kommissar wird 70

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Wie viele Jubilare mag Edmund Stoiber noch gar nicht so recht glauben, was ihm nun blüht: „Der Anlass 70. Geburtstag – man kann sich das selbst gar nicht richtig vorstellen“, sagt er.

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München – Wie viele Jubilare mag Edmund Stoiber noch gar nicht so recht glauben, was ihm nun blüht: „Der Anlass 70. Geburtstag – man kann sich das selbst gar nicht richtig vorstellen“, sagt er.

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Die große Feier am heutigen 28. September in München richtet nicht die CSU aus, sondern die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will ihre Aufwartung machen, auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso – ein alter Freund – hat sich angesagt. Für einen kurzen Moment wird noch einmal der Glanz der Stoiber-Ära aufscheinen.

Obwohl erst vier Jahre seit Stoibers Sturz vergangen sind, wirkt seine Regierungszeit heute wie graue Vorvergangenheit. 14 Jahre – von 1993 bis 2007 – war er bayerischer Ministerpräsident, 2002 bot ihm Merkel die Kanzlerkandidatur beim Wolfratshauser Frühstück an. 2005 ließ sie vor seinem geplanten Wechsel in ein Superministerium nach Berlin Stoibers Wünsche ins Leere laufen, sodass er doch in Bayern blieb. Den EU-Kommissionsvorsitz schlug er aus.

Das Stoiber-Gefühl der CSU hatte drei wesentliche Elemente: unerschütterliches Selbstbewusstsein, Begeisterung für die eigene Sache und die tiefe Überzeugung, recht zu haben. „Ich habe mich immer mit vollem Impetus, vollem Einsatz, voller Begeisterung in die Themen hineingekniet“, sagt Stoiber. „Nur wer selbst begeistert ist von dem, was er macht, kann andere begeistern.“

Ein wesentliches Element der Stoiber-Politik war immer, die Wähler stolz zu machen – ihnen jenen Stolz auf das Erreichte zu geben, den er selbst empfand. Die Opposition kritisierte und beklagte Mängel. Doch wer Stoiber wählte, gratulierte sich sozusagen selbst zur eigenen Leistung. „Das Motto Laptop und Lederhose, da musste ich nicht viel erklären“, sagt der Oberbayer. „Die Modernisierung Bayerns hat auch die Leute in der Lederhose stolz gemacht.“

Stoiber ist rastlos wie eh und je – als EU-Antibürokratie-Beauftragter, Verwaltungsrat beim FC Bayern und in vielen anderen Tätigkeiten. Sehr stolz ist er auf den ausgeglichenen Haushalt, den er den Nachfolgern hinterließ. Die Abkehr von der Neuverschuldung wirkt angesichts der heutigen Schuldenkrise geradezu prophetisch. Getrübt wird aus Sicht vieler Christsozialer die ansonsten golden glänzende Bilanz durch die Fastpleite der BayernLB.

Heute erweckt Stoiber den Eindruck, als habe er seinen inneren Frieden wiedergefunden. Der Jurist war ohnehin immer vergleichsweise unempfindlich gegen Kritik der Opposition und in den Medien. „Spott und Häme haben mich nie in dem Ausmaß berührt, denn ich hatte immer die Wähler hinter mir.“

Die heutige CSU ist von 50 Prozent ebenso weit entfernt wie von der Selbstgewissheit der Stoiber-Jahre. Stoiber kritisiert die heutige Parteispitze unter Horst Seehofer nicht. Er lässt sie aber wissen, dass er im Grundsatz auch heute die absolute Mehrheit für möglich hält. Am Potenzial der CSU von bis zu 60 Prozent habe sich nichts geändert. „Das so gut wie möglich auszuschöpfen, ist die Herausforderung, das muss die Gegenwart leisten. Die CSU hat meines Erachtens nach wie vor alle Chancen.“ Carsten Hoefer