Tatort-Preview: Rechtspopulisten kommen im „Tatort“ an

Von Hilko Röttgers
Die Kommissare Julia Grosz und Thorsten Falke suchen einen Bombenleger. Foto: NDR/Christine Schroeder
Die Kommissare Julia Grosz und Thorsten Falke suchen einen Bombenleger. Foto: NDR/Christine Schroeder

Wie heißt es doch so schön: „Die Personen und die Handlung sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit tatsächlichen Begebenheiten oder lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.“ Das gilt natürlich auch für den neuen „Tatort“. Dessen Handlung hat sich Drehbuchautor und Regisseur Niki Stein ausgedacht. Rein zufällig sind ihm dabei aber einige Parallelen zum realen Leben und zur aktuellen politischen Situation in Deutschland eingefallen.

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Es geht um die rechtspopulistische Partei „Die Neuen Patrioten“ (DNP). Deren Vorsitzende Nina Schramm (Anja Kling) bekommt mitten im Wahlkampf Todesdrohungen. Die Kommissare Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) sollen sie schützen, können einen Sprengstoffanschlag aber nicht verhindern. Dabei kommt Schramms Ehemann Richard ums Leben. Aber galt die Bombe wirklich ihm, oder sollte doch die DNP-Vorsitzende das Opfer sein?

Ein mutmaßlicher Täter ist jedenfalls schnell ausgemacht. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie zwei Vermummte die Bombe am Auto anbringen. Zuvor hatten linke Aktivisten gegen die DNP demonstriert und waren dabei auch mit der Polizei aneinandergeraten. Kommt der Täter aus der linken Szene?

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis das Thema Rechtspopulismus im „Tatort“ abgehandelt wird. Dort versuchen die Macher sich ja immer wieder mal an aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. Manchmal geht das auch daneben, wie Wotan Wilke Möhring im Interview selbst einräumt: „Man wird im ,Tatort‘ ja oft genug von der Realität überholt.“ Das hätte auch bei „Dunkle Zeit“, so der Titel der aktuellen Folge, passieren können. Denn eine Ausstrahlung noch vor der Bundestagswahl war nicht möglich. Aber auch nach der Wahl ist der Rechtspopulismus noch aktuell, und „Dunkle Zeit“ liefert „eine sehr gute Bestandsaufnahme rechtspopulistischer Politik in Deutschland“, sagt Möhring.

In der Tat ist diese Genauigkeit eine Stärke des Films. Wer die fiktiven „Neuen Patrioten“ sieht, denkt unweigerlich an die real existierende AfD. Die Ähnlichkeiten beginnen bei den Argumentationsmustern und reichen bis hin zu innerparteilichen Streitigkeiten.

Es liegt darin aber auch eine Schwäche. Denn die DNP-Funktionäre können schwadronieren und ihre krausen Ansichten weitgehend unwidersprochen unters (Fernseh-)Volk bringen. Ein bisschen mehr Gegenrede und Einordnung wären gut gewesen.

Nun ist ein „Tatort“ aber kein politikwissenschaftliches Proseminar, sondern „nur“ ein Sonntagabendkrimi. Als solcher ist „Dunkle Zeit“ zwar unterhaltsam, kann allerdings nicht vollends überzeugen. Motive und Handlungen mancher Protagonisten sind nicht wirklich schlüssig. Und die Antwort in der Täterfrage dürfte Krimifans auch nicht sonderlich überraschen.