München

Tatort-Preview: Ermittler-Duo kämpft gegen die „Bettelmafia“

Die Kommissare Batic (rechts) und Leitmayr (Mitte) befragen den Chef der „Bettelmafia“. Foto: ARD Degeto
Die Kommissare Batic (rechts) und Leitmayr (Mitte) befragen den Chef der „Bettelmafia“. Foto: ARD Degeto

Franz Leitmayr platzt der Kragen. Er hat eine Sieben-Kilo-Gans gekauft, aber seine Mutter sagt das gemeinsame Weihnachtsessen ab. Per SMS. Sie macht mit Freunden spontan eine Kreuzfahrt, lässt ihren Franz zurück. Der packt die Gans ins Auto – und startet mit Kollege Ivo Batic zu einer ungewöhnlichen Reise.

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Unser Redakteur Hartmut Wagner hat sich den neuen Münchner „Tatort“ angesehen. Sein Urteil: ein gemächlicher Weihnachtskrimi mit trauriger Geschichte.

Es ist der Höhepunkt des Weihnachts-„Tatorts“ „Klingelingeling“ (ARD, Montag, 20 Uhr). Eines Krimis, in dem die Hauptkommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, 62) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, 58) den Tod eines Babys klären müssen. Der die obligatorische Mörderjagd weniger wichtig nimmt als sonst. Der aber zeigt, wie skrupellos die rumänische „Bettelmafia“ ihre Landsleute ausbeutet, tyrannisiert und mit der Droge Liquid Ecstasy betäubt.

Gibt es eine „Bettelmafia“ in München? Ja und nein, meint der echte Münchner Polizeihauptkommissar Robert Röske im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. „Wir benutzen den Begriff, weil er in aller Munde ist und jeder weiß, was gemeint ist. Er beschreibt diese Strukturen aber nicht umfassend. Sie sind lockerer als bei der echten Mafia.“

Batic und Leitmayr sind im Weihnachtsstress, suchen das passende Geschenk und einen lieben Menschen zum Feiern. Plötzlich kommt die traurige Nachricht: In der Stephanskirche am Alten Münchner Südfriedhof liegt die winzige Leiche eines wenige Stunden alten Babys – ohne Windeln, ohne Strampelanzug, nur in Bettwäsche gewickelt. Der Pfarrer findet einen Aufruf in schlechtem Deutsch: „Bitte geben Lucian begraben.“

Batic und Leitmayr befragen Obdachlose und Bettler. Die sind in der Münchner Innenstadt kurz vor Weihnachten besonders zahlreich. „Natürlich versuchen sie, die spendenfreundliche Stimmung der Bevölkerung aufzufangen“, erzählt der Polizeihauptkommissar im Interview. „Es werden vermehrt Versuche gestartet, mit Hilfsmitteln wie Gebrechen oder Leiden, das Mitleid der Menschen anzuzapfen.“

Udo Wachtveitl feiert Weihnachten mit seiner Mutter – nicht nur als „Tatort“-Kommissar, auch im echten Leben: „Es gibt was Nettes zu essen. Wir erzählen uns G'schichten, singen aber keine Lieder.“ Im „Tatort“ geht es weniger harmonisch zu. Er schimpft über seine Mutter, über ihre vorweihnachtlichen Geschenke, den greisligen Christstollen und den kitschigen Plastikchristbaum. Als ein Kollege ihm auch noch Kaffee mit Spekulatiusgeschmack unterjubelt, ist die Stimmung ganz im Keller.

Der letzte „Tatort“ „Die Wahrheit“ war ein Thriller. Die Kommissare jagten einen Mörder – fanden ihn aber nicht. Dieser „Tatort“ ist mehr Milieustudie als Krimi. Das Beste ist das Finale.