Dortmund

Tatort: Kommissar Faber zeigt plötzlich Gefühl

Ermittlerduo Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt), im Hintergrund der Tatverdächtige Jules Lanke (Albrecht Schuch, rechts). 
Ermittlerduo Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt), im Hintergrund der Tatverdächtige Jules Lanke (Albrecht Schuch, rechts).  Foto: WDR/Thomas Kost

Kein politischer Hintergrund, kein gesellschaftliches Krisenthema, keine moralische Botschaft – nein, diesmal geht es im „Tatort“ (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr) einfach nur um (falsche) Freundschaften und Liebesbeziehungen. Es ist der sechste Fall des einzigen vierköpfigen Ermittlerteams, das die Krimiserie zu bieten hat: Peter Faber, Martina Bönisch, Nora Dalay und Daniel Kossik.

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Von Marcelo Peerenboom

Alles dreht sich in der Folge „Schwerelos“ um das Gefühl großer Freiheit, ums Springen aus großer Höhe und den tiefen Fall. Auf das Opfer, Leo Janek, stößt Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) eher zufällig: Sie vermisst ihren Sohn und klappert die Kliniken der Stadt ab. Als sie eins der Krankenhäuser verlässt, liegt da plötzlich ein Mann blutüberströmt in der Einfahrt. Ärzte und Pfleger eilen herbei, bringen ihn in die Notaufnahme. Er wird künstlich beatmet, doch schnell ist klar: Leo Janek wird den Unfall nicht überleben.

War es überhaupt ein Unfall? Und warum lag er vor der Klinik? Wer hat ihn dort abgelegt? Die Hintergründe führen das vierköpfige Dortmunder Ermittlerteam in die Fallschirmspringerszene. Faber, Bönisch und Co. finden heraus, dass das Opfer Teil einer Clique von Basejumpern war. Den ultimativen Kick bekommen sie, wenn sie sich von hohen Gebäuden mit dem Fallschirm stürzen.

Erstmals in der noch jungen Geschichte der Dortmunder „Tatort“-Truppe hat nicht Jürgen Werner das Drehbuch geschrieben. Doch wer nun den Bruch der so stark gerühmten horizontalen Erzählweise befürchtet, der sieht sich (teilweise) erleichtert. Auch Ben Braeunlich gelingt es, die Erzählstränge, die Jürgen Werner gelegt hat, aufzugreifen und zu verlängern.

So spielt auch diesmal die Liebesbeziehung zwischen der Kommissarin Nroa Dalay (Aylin Tezel) und ihrem Kollegen Daniel Kossik (Stefan Konarske) wieder eine Rolle – wie auch ihr abgetriebenes Baby. Von Martina Bönischs verkorkstem Privatleben hingegen erfährt der Zuschauer in „Schwerelos“ nichts Neues. Die einzige private Facette stellt die Suche nach dem inzwischen 15-jährigen Sohn dar.

Teamleiter Peter Haber (Jörg Hartmann) ist und bleibt zwar weiter ein komischer Kauz, dreht aber nicht durch, sondern baut eine Bindung zum Sohn des Mordopfers auf. Da lernen wir die einfühlsame Seite des sonst so eigenbrötlerischen Polizisten kennen. Dass dieser Erzählstrang am Ende auch einen wesentlichen Beitrag zur Lösung des Falls darstellt, wird allerdings viel zu schnell klar.

Langweilig wird's dennoch nicht in diesem „Tatort“, der von Beziehungsspielchen lebt und von den ausgeprägten Charakteren der Dortmunder Ermittler. Einen besonders guten Griff hat Horst Scheel, der fürs Casting verantwortlich zeichnet, bei der Wahl von Mats Hugo getan, der Jankes Sohn Martin spielt. Sein Spiel geht unter die Haut.