Köln

Star Wars „Das Erwachen der Macht“: Bloß keine Spoiler!!!

Die Geheimniskrämerei um „Star Wars: Das Erwachen den Macht“ könnte nicht größer sein. Wer den Film gesehen hat, soll bloß nichts verraten – um den Fans den Spaß nicht zu vermiesen. Gar nicht einfach, unter diesen Umständen eine Kinokritik zu verfassen. Wir haben es versucht.

Lesezeit: 3 Minuten
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Von unserer Redakteurin Christina Nover

Es wäre wahrscheinlich einfacher, eine Waffe an Bord eines Flugzeugs zu schmuggeln, als ein Smartphone in die Pressevorführung von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“. Alle elektronischen Geräte und Taschen müssen vor dem Betreten des Kinos abgegeben werden, es folgt das Passieren eines Metalldetektors und eine Leibesvisitation. Bevor die Macht dann auch wirklich erwachen kann, weist eine Mitarbeiterin von Disney noch einmal darauf hin: „Bitte keine Spoiler. Nehmen Sie den Fans nicht den Spaß!“ Der Hype um den neuen Star Wars Film ist riesig – 10 lange Jahre ist der letzte Ausflug in die Welt der Jediritter her. Die Geschichte, die jetzt verfilmt wurde, gibt es in keinem Buch nachzulesen und die Beteiligten halten dicht. Höchste Geheimhaltungsstufe. Disney rückt nicht mal mit einer Pressemappe heraus.

Hören, Sehen, Staunen. Mehr ist nicht drin für die Journalisten, die als eine der ersten in Deutschland den Film sehen dürfen. Doch reden sollen sie darüber eigentlich nicht. Und nach 136 Minuten 3D-Effekten ist man tatsächlich etwas sprachlos. Denn „Das Erwachen der Macht“ ist ganz großes Popcorn-Kino. Es ist so, als habe sich ein alter Boxchampion nach Jahren im Schaukelstuhl wieder in den Ring gewagt – die Zuschauer sind gespannt auf den Auftritt, können dann aber kaum glauben, wie er tänzelt, technisch brilliert und den Gegner schließlich umhaut. Wie Harrison Ford, der mit seinen 73 Jahren noch einmal als Han Solo den verschrobenen Helden spielen darf. Als er samt seinem wuscheligen Freund Chewbacca auf der Bildfläche auftaucht, geht direkt ein freudiges Raunen durch den Kinosaal.

Immer noch einen flotten Spruch auf den Lippen und mit dem beneidenswerten Talent ausgestattet, sich auf haarsträubende Weise aus brenzligen Situationen zu befreien. Wer wird noch auftauchen von den alten Charakteren? Hat Prinzessin Leia immer noch ein Faible für Flechtfrisuren? Und wie hat Luke sich gehalten? Quasselt die goldene Blechbüchse C-3PO wieder allen das Ohr ab? Die Vorfreude der Kinobesucher auf ein Wiedersehen wird nicht enttäuscht. Doch im Mittelpunkt der siebten Episode von Star Wars stehen andere. Rey, die auf einem Wüstenplanet Weltraumschrott sammelt und auf die Rückkehr ihrer Familie wartet. Oder Finn, ein geläuteter Stormtrooper, der einen daran erinnert, dass auch die Vasallen von Darth Vaders bösen Nachfolgern menschlich sind.

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Ein Blick hinter die schwarz-weiße Maske, der erfrischend ist. Vor allem, da John Boyega seinen Charakter äußerst sympathisch und glaubwürdig interpretiert. Seine Schauspielkollegin, Daisy Ridley, ebenso unverbraucht, macht sich gut auf der Leinwand, wirkt aber im Vergleich eher unscheinbar. Ein Farbiger in einer der Hauptrollen und eine Lichtschwertschwingende Heldin (ganz ohne sexy Outfit im Übrigen) – dafür war es wohl Zeit. Aber in vielerlei Hinsicht bleibt „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ alten Mustern treu. Ein Mix aus spannenden Kämpfen zwischen Gut und Böse – am Boden und in der Luft – , eine Vielzahl an kuriosen Lebensformen und drolligen Droiden, familiären Verknüpfungen, die erst nach und nach aufgedröselt werden und humorigen Dialogen.

Was Letzteres betrifft, so ist es wahrscheinlich der witzigste Film der Star Wars Reihe. Kein Klamauk, sondern gut eingesetzte Situationskomik und platzierte Gags, die zumindest bei der Pressevorführung für eine ganze Reihe Lacher sorgten. Das Star-Wars Universum ist zurück. In 3-D. Um Lichtjahre besser als noch in der 3-D nachbearbeiten Version von Episode I. Da zischen Laserstrahlen ins Publikum, Raumschiffe sind zum Greifen nah und bei Flugmanövern bleibt einem glatt die Luft weg. Der neue Star Wars Film wird nicht nur Fans entzücken, sondern auch Zweifler überzeugen. Weil J.J. Abrams Star Wars-Erfinder George Lucas als Regisseur alle Ehre macht und einen Film geschaffen hat, der spannend, witzig und technisch hervorragend umgesetzt ist.

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Weil der Spagat, Altes und Neues zu vermengen, mehr als gelungen ist. Da ist es auch egal, dass die Geschichte von Episode 7 keine großen Überraschungen aufweist und Kenner des Genres sich recht genau ausmalen können, was als nächstes passiert. Deshalb ist spoilern auch gar nicht notwendig. Die Geschichte ist nebensächlich. Was zählt, ist das Gefühl, das der Zuschauer beim Eintauchen in das Star-Wars-Universum verspürt. Genau dieses Gefühl, das mit der gelben Schrift, die über den Sternenhimmel gleitet, beginnt, sich mit dem Sirren von Lichtschwertern fortsetzt und mit der bekannten Melodie endet. Dieses Gefühl ist wieder da. Zu 100 Prozent.