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„Space Sessions“: Ex-Astronaut Hadfield nimmt Songs im Weltall auf – darf er das?

Astronaut/Gitarrist/Colonel Chris Hadfield im Jahr 2013  auf der ISS.
Astronaut/Gitarrist/Colonel Chris Hadfield im Jahr 2013  auf der ISS. Foto: NASA/dpa

Kosmische Klänge: Gesungen haben schon viele Raumfahrer im Weltall. Nun hat einer von ihnen aus den Liedern ein komplettes Album gemacht. Darf er das? Der kanadische Ex-Astronaut und Musiker Chris Hadfield bringt ein fast vollständig im Weltall entstandenes Album heraus.

Lesezeit: 2 Minuten
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Die für Oktober angekündigte CD „Space Sessions: Songs From A Tin Can“ mit elf Liedern nahm der 55-Jährige während seines letzten Aufenthalts auf der Internationalen Raumstation ISS zwischen Dezember 2012 und Mai 2013 auf. „Stück für Stück, inmitten all der Arbeit, die da oben zu tun war, habe ich diese Lieder eingesungen“, wird Hadfield auf seiner Webseite zitiert. Ein erstes Stück namens „Feet Up“ veröffentlichte er bereits.

„Am Ende hatte ich nicht nur erfolgreich ein Raumschiff kommandiert, sondern kam auch mit Songs nach Hause, die so aufgenommen wurden, wie Musik noch nie aufgenommen worden ist“, meinte der Ex-Astronaut. Alle Lieder hat Hadfield, der die kanadische Raumfahrtbehörde inzwischen verlassen hat, selbst geschrieben, dazu Gitarre gespielt und gesungen. „Der Ort hat die Songs verändert. Einige habe ich völlig neu geschrieben, inspiriert davon, dort oben zu sein“, betonte er.

Kein einfacher Ort

Die Schwerelosigkeit und die Enge auf dem Außenposten der Menschheit rund 400 Kilometer über der Erde komplizierten die Arbeit am Album. „Es ist kein einfacher Ort für Aufnahmen, aber ein spaßiger“, so Hadfield. Mit seiner Musik war er bereits 2013 zum Internet-Star geworden. Sein auf der ISS eingespieltes Covervideo von David Bowies „Space Oddity“ wurde zum millionenfach angeklickten Hit.

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Ist das erlaubt?

Die CD könnte die Diskussion weiter anheizen, ob „Nebentätigkeiten“ von Raumfahrern im Weltall nicht den Blick auf die teure Forschung verstellen. Unabhängig von Hadfield hätten sich die europäischen Astronauten einen Kodex gegeben, der es nicht zulasse, dass einer von ihnen einen persönlichen oder kommerziellen Nutzen aus einer Mission ziehe, sagte ein deutscher Experte, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Deutschen Presse-Agentur. „Mag man von der Aktion halten, was man will: Sie verschafft der Raumfahrt im Allgemeinen und der ISS im Besonderen ein hohes Maß an Aufmerksamkeit“, erklärte er.

Der erste deutsche Raumfahrer Sigmund Jähn war bereits 1978 in eine ähnliche Diskussion verwickelt. Er trieb damals auf der sowjetischen Raumstation Saljut-6 mit einem weißrussischen Kollegen Schabernack mit dem DDR-Sandmann und erntete dafür auch Kritik. „So richtig muss diese Geschichte den Fernsehleuten in Berlin nicht gefallen haben“, meint der 78-Jährige heute. Erstaunlicher finde er aber, dass „diese unbedeutende Geschichte immer wieder einmal auftaucht“.

dpa